Der Fluch des starken Franken
Die Schweiz freut sich. Ein Plus von 1,7 % bei den Übernachtungen macht das Tourismusjahr 2010 zu einem Erfolg. Während die Nachfrage aus den USA, China, Indien und den Golfstaaten boomt, sanken die Übernachtungen aus den fünf wichtigsten Euro-Ländern (Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien und den Niederlanden) um 3,2%. Der „starke Franken“ macht dem Tourismus zu schaffen, und Dank der jüngsten politischen Ereignisse in Nordafrika scheint sich an diesem Umstand auch so rasch nichts zu ändern.In Anerkennung der Bedeutung des Tourismus für die Schweizer Volkswirtschaft steuert der Bund jetzt dagegen und will 2011 und 2012 jeweils 12 Millionen CHF zusätzlich für Tourismuswerbung bereitstellen – nicht ohne deutlich darauf hinzuweisen, dass Intervention eigentlich nicht der Schweizer Sache sei. Doch angesichts drohender Einbrüche beim Export könne man da schon einmal eine Ausnahme machen. Parallel dazu scheint der Bundesrat in seiner touristischen Standortpolitik aber insofern einen Schwenk zu machen, als er Schweiz Tourismus zwischen 2012 und 2015 die jährlichen Mittel um jeweils 4 Millionen CHF kürzt und dieses Geld in die Innovationsförderung investiert. Die nunmehr entfachte Diskussion zwischen Politikern und Branchenverbänden dreht sich vor allem um die Frage, wie man das allseits gewünschte „touristische Wachstum“ denn nun besser fördere: angebots- (bzw. produkt-)seitig, indem man beispielsweise Innovationen unterstützt; oder marktseitig, indem man mehr Mittel für Marketing zur Verfügung stellt. Tatsache ist, dass die Mittel insgesamt nicht mehr (eher weniger) werden. Das sieht auch der Schweizer Bund so und beginnt, innerhalb des Budgets zu verschieben. Es wird interessant sein zu beobachten, wie sich diese Steuerung der touristischen Standortpolitik in der Schweiz mittelfristig auswirkt.
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