17. Februar 2011 | 09:30 | Kategorie:
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Kultur & Tourismus in Österreich: living apart together

Trotz aller Erfolge von Österreichs Sportlern und Unternehmern prägt das hiesige Kulturschaffen sehr stark die internationale Wahrnehmung unseres Landes. So ist der mediale Event mit der größten globalen Coverage weltweit nicht Kitzbühel, sondern Jahr für Jahr das Neujahreskonzert der Wiener Philharmoniker.

 Österreich setzt als Heimat der Musik und Künste daher – zu Recht – auf Kultur und Kultur-Events wie Festivals. Die Österreich Werbung scheint den wertvollen internationalisierenden und saisonentzerrenden Effekt dieses Ganzjahres-Themas erkannt zu haben und nimmt sich sogar mittels eben erschienenem „Festspiele für alle Sinne Pocketguide“ des Themas an. Seltsamerweise finden jedoch 90% aller Festivals – egal welchen Genres – binnen sechs Hochsommerwochen zwischen Mitte Juli und Ende August statt. Während der verbleibenden 46 Wochen herrscht weitgehend vornehmes „Schweigen im Walde“: nicht unbedingt ein klarer „Beweis“ für den saisonentzerrenden Effekt solcher Veranstaltungen.

 Obwohl der Nutzen der Salzburger oder Bregenzer Festspiele klar belegt ist und das vielgehörte (richtige) Argument, dass viele Schauspieler und Musiksolisten eben „nur“ während der Nicht-Konzert- und Theater-Saison überhaupt verfügbar sind, stimmt, stellen sich doch einige Fragen, die mit einigem guten Willen doch lösbar erscheinen: Wieso werden wirklich hervorragende Veranstaltungen wie z.B. eine Attersee Klassik in den einzigen Wochen im Jahr platziert, wo die Hotels am See wirklich durch Sommergäste voll sind, und nicht in Zeiten, wo man Gäste dringend bräuchte? Die Hochkarätigkeit der Veranstaltung würde sich auch in der Nebensaison nächtigungswirksam niederschlagen. Wieso bewerben wir vor allem „Selbstläufer“ und nicht wirkliche „Geheimtipps“ in der Peripherie? Wieso bedient das Land der „Festspiele für alle Sinne“ dann „zu 99%“ den Gehör- und den Sehsinn? Wieso produzieren Festival-Verantwortliche mehrheitlich Broschüren und Homepages ohne touristische Informationen und buchbare Pakete? Wieso ist Kultur immer „erwachsen“ und kaum jemals etwas für Jugendliche, Kinder und Familien? Wieso ist Kultur fast immer „hoch“ und nicht „unten“ – dort wo 90% des Marktes sind?

17. Februar 2011, 13:45

Na ja, solange sich die Festival-Organisatoren in den Destinationen nach den spielfreien Zeiten der fixen Bühnen richten (müssen) und die Künstler das Angenehme (Urlaub) mit dem Nützlichen (Zusatzeinkommen) lieber im August als im November verbinden, sehe ich an dieser Front kaum einen Silberstreif…;-)
Auffällig ist, dass – von wenigen, auch wirtschaftlich gut funktionierenden Ausnahmen abgesehen – das Kultur- und Tourismusland Österreich im Bereich der Produktgestaltung eine wirklich schwache Flanke hat!

17. Februar 2011, 14:46

wer jemals versucht hat, mit Kulturveranstaltern und/oder Künstlern auf einen auch touristisch grünen Zweig zu kommen, wundert sich da nicht all zu sehr…
Wobei ich dabei den schwarzen Peter keinesfalls einseitig vergeben möchte.

17. Februar 2011, 15:44

zu diesem Thema veranstalte ich im Schloss Mittersill am 18. März ein hochkarätiges Seminar unter dem Titel „Mehr Wertschöpfung im Tourismus durch Kultur“. Ich kann dem gesagten vollinhaltlich zustimmen, mit Ausnahme unten – denn DJ Ötzi etc.haben wir zur Genüge
(weitere Namen können Sie sich Denken)

In Hotels wird übrigens erst meist kurz vor Fertigstellung überlegt, welche Bilder (Drucke?) dort hängen sollen und welche Musik dort spielt. Wäre doch eine gute Ausgangsüberlegung für eine einzigartige Positionierung – oder?
Infos zu meinem Seminar am 18. März unter 0660/ 56 25 189

18. Februar 2011, 9:56

M.M. nach gibt einen entscheidenden Unterschied, wie Tourismus und wie Kultur funktionieren: im Tourismus schauen wir, was der „Markt“ will und das produzieren wir dann auch. Kultur entsteht und existiert zuerst mal für sich selbst, identitätsstiftend für uns alle 🙂 Erst danach wird das passende Publikum zur Kultur gesucht. Schön, wenn sich die Interessen beider Bereiche treffen, ohne dass daraus ein notwendiger Zwang entstehen muss.

18. Februar 2011, 10:00

Guter Beitrag zum richtigen Zeitpunkt. Hier hat Österreich und seine Länder großen Nachholbedarf. Die Problematik liegt aber nicht bei den Regionen, die vielfach probieren, für die tote Zeit Events, Kulturveranstaltungen etc. zu entwickeln und am Markt zu positionieren.
Die Abstimmung und die Strategie fehlt auf Landesebene und auf Bundesebene und ein großer Unterschied besteht zwischen „Kultur – Städtetourismus“ und „Kultur – Ferientourismus“.

Die niedere Kultur funktioniert auch – wird aber oft ins Lächerliche gezogen. Man denke nur an die Herbstveranstaltungen und die vielen Almabtriebe, von denen einige doch wirklich „Kultur“ vermitteln, wie z.B. der Reither Almabtrieb im schönen Alpbachtal. Doch wir werden oftmals belächelt, haben wir doch „erst“ seit über 20 Jahren immer an die 40 verschiedenen alten Handwerksarten und vor allem die Tradition, dass die Bauern ihre Kühe „handgeschmückt“ durch die traditionellen Kuhgassen entlang der Brunnen heimfahren.
Übrigens: die Gäste werden zunehmend jünger beim Almabtrieb

Angesichts der angespannten finanziellen Lage vieler Tourismusbetriebe ist es auch nicht einfach, sich einem Nischenthema zu widmen, welches vollen Einsatz verlangt und auch meist viel Geld verschlingt, bis Geld in die Kasse kommt.
Aber, wie heißt es so schön: Aller Anfang ist schwer.

Und… „Was ist Kultur aus der Sicht des Gastes?“ gehört hier auch die Kulinarik dazu, die Landschaftspflege, Begegnungen mit Menschen…???

18. Februar 2011, 15:29

Wir, die Österreich Werbung Deutschland, setzen wie im letzten Jahr auch 2011 die Schwerpunktkampagne Kulturgeflüster in Deutschland um. Diese Jahreskampagne gehört zu den drei Themenschwerpunkten der ÖW am Deutschen Markt.

Im Fokus stehen nicht nur große oder klassische Kulturhighlights in der Stadt, sondern sehr wohl (auch kleinere) Kulturhighlights auf dem Land!

In der Weiterentwicklung bzw. Differenzierung des Themas beschäftigen wir uns sehr wohl, im Marketing wie in der Marktforschung, mit dem Kulturverständnis des (deutschen Gastes) und arbeiten die Ergebnisse sorgfälltig in die laufende Marktbearbeitung ein.

19. Februar 2011, 17:51

Aus den genannten Gründen hab ich mich zur Horizonterweiterung nach vielen Dienstjahren in allen Tourismussparten entschlossen, ein Masterstudium in Sport-, Kultur- und Eventmanagement zu absolvieren und steh kurz vor Abschluss. Das Crossover-Denken macht extremen Spaß, aber die Jobs sind noch nicht da, weil die Strukturen zumeist (noch) fehlen…oder entgeht mir da etwas?

21. Februar 2011, 15:55

Habe einige Jahre in einem Bereich gearbeitet, der beide Seiten zusammen bringen soll (Tourismusmarketing für ein Museum) und habe viele wertvolle Erfahrungen gemacht.
Das Thema ist schwierig, weil einerseits „die Kultur“ sich schwer tun, die Bedürfnisse und Erfordernisse des Tourismus zu verstehen und zu erfüllen. Andererseits ist es für „den Tourismus“ nicht leicht, nachzuvollziehen, wie „die Kultur“ tickt.
@ Hr. Riegler: Was die ÖW betrifft: ich stimme zu, dass die ÖW sich sehr um das Thema Kulturtourismus annimmt und bemüht. Allerdings sind die Kosten für buchbare Aktionen auf den Märkten leider so hoch, dass sie für kleinere Anbieter einfach nicht leistbar sind.
@ Angela: Ja, das Crossover macht Spaß und die Jobs sind dünn gesäht, weil es „der Kultur“ oft an Geld fehlt.

7. Juli 2013, 13:32

Hallo Zusammen, ein sehr interesannter Beitrag ich möchte nur kurz auf eine sehr interessante Webseite hinweisen welche ich vor einiger Zeit durch Zufall gefunden habe: http://www.top-location.at ich finde die Idee einfach genial, und perfekt für jeden Klein oder Mittelbetrieb sich zu promoten. denn genau solch Portale suchen Österreichurlauber.

lg
Max

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