6. Februar 2011 | 01:00 | Kategorie:
4

Auf den ROI vergessen?

Die jüngsten von der ÖHT erhobenen Bilanzdaten zeigen im langfristigen Vergleich ein erstaunliches Bild:

  2000 2009
Anlagevermögen 100 174
Fremdkapital 100 153
Umsatz 100 152
GOP 100 131

Die Aktiva (das heißt vor allem das Anlagevermögen) ist seit dem Jahr 2000 deutlich gestiegen. Die Hoteliers haben brav investiert. Damit hat sich der Wert der Anlagen aber auch der Umfang der Verbindlichkeiten beträchtlich erhöht. Es ist auch gelungen, Umsatz und operatives Ergebnis anzuheben und somit haben die Investitionen vordergründig ihr Ziel erreicht. Bei genauerer Betrachtung sind jedoch sehr unterschiedliche Entwicklungen ersichtlich. Gerade das operative Ergebnis konnte in keiner Weise Schritt halten .Während die Aktiva um 74 % zugenommen hat, ist das operative Ergebnis – ausgedrückt im Gross Operating Profit (GOP) – nur um 31 % gestiegen. Das kann nur bedeuten, dass die Kapitalverzinsung in den Keller gewandert ist. Die heimische Hotellerie wirft immer größere Kapitalmengen in die Schlacht um relativ bescheidene wirtschaftliche Erfolge zu verbuchen. Bei einem nicht unwesentlichen Teil dieser Investitionen muss es sich wohl um wirtschaftliche Fehlinvestitionen gehandelt haben.

Offenbar ist nicht alles Geld, das man in groß dimensionierte und teure Wellness­tempel, neue Seminareinrichtungen, geräumigere Zimmer, neue Tiefgaragen und großzügige Hallen investiert hat, gut angelegt worden. Wenn es nur darum geht, mit Investitionen zu zeigen wer der Platzhirsch am Ort ist, verliert man schnell aus den Augen, dass einer der Zwecke des Wirtschaftens auch in der optimalen Anlage des Kapitals liegt.

Gut geplante Investitionen sollten die wirtschaftliche Lage des Unternehmens langfristig verbessern. Angesichts einer durchschnittlichen Entschuldungs­­dauer von 17 (3-Sterne-Hotellerie) bzw. 15 Jahren (4/5-Sterne-Hotellerie) ist das offenbar nicht immer geglückt. Die Kennzahl Fremdkapital / Cashflow sollte tunlichst unter 15 liegen.

Eine gut geplante Investition sollte nicht nur in der Lage sein, das aufgenommene Fremdkapital hereinzuspielen sondern auch das insgesamt eingesetzte Kapital (auch das eigene) angemessen zu verzinsen. Die Kennzahl „Return on Investment“ sollte zum Standardrepertoire der investierenden Unternehmer werden.

7. Februar 2011, 10:11

Guten Morgen Franz,

dein Ansätz wäre richtig, wenn unsere Branche ihre Entscheidungen auf betriebswirtschaftlichen Überlegungen basiert … das tut sie aber mehrheitlich nicht. Für viele Vermieter zwickt die Schuldenschere mittlerweile so vehement, das *Liquidität* wesentlich wichtiger als Profitabilität geworden ist.

Überspitzt formuliert: ROI, Grenzkosten und ähnlich komische Kennzahlen rechnet der Steuerberater aus, im Tagesgeschäft sind diese nicht wichtig. Viel wichtiger ist genügend Cash, um die kommende Kreditrate am 05. des Folgemonats zahlen zu können – und dafür nehm ich jeden Umsatz, den ich kriegen kann.

Klingt leidenschaftslos, ist aber leider die Realität. So ist auch relativ einfach die sinkende Preisspirale zu erklären. Hört nur keiner unserer Politker und Experten gerne 😉

7. Februar 2011, 12:10

Ich denke, dass es sich viele Hoteliers in der Vergangenheit zu einfach gemacht haben, indem sie „Innovationen“ sehr oft mit „Investitionen“ gleichgesetzt haben.

Wer investiert, kann verlieren. Wer nicht investiert, der hat schon verloren!

Wesentlich ist, bei Investitionen immer den Nutzen für den Gast im Auge zu behalten – nur wenn ich im Betrieb für den Gast wirklich einen „Mehr-Wert“ stifte, wird dieser bereit sein, das entsprechend zu lukrieren.
Intelligente Investitions-Strategien zielen auf die Inszenierung von Erlebnissen ab. Eine zeitgemäße Hardware ist hier die Voraussetzung, die Software aber der entscheidende Erfolgsfaktor!

7. Februar 2011, 13:08

Sehr geehrte Redaktion,
aus berufl.Gründen verfolge ich seit langen die interessanten Informationen der Tourismuspresse,ich bin Deutscher der seit 14 Jahren in Brasilien in den Bereichen Hotellerie/Gastronomie/Freizeitind. beratend tätig ist.Das land hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt u. der Tourismus u. alles was an Dienstleistung dazu gehört boomt selbst ohne Touristen aus dem Ausland ,20 Mio junge leute sind in den Mittelstand aufgestiegen,das Land hat eine stabile Währung und durch kluge Steuerung kaum Auswirkungen durch die weltweite Krise gespürt.
Der Brasilianer gibt im Freizeitbereich ohnehin lockerer Geld aus als der Europäer.All dies sowie die bevorstehende Fussball-WM 2014 die Olympiade 2016 erfordern in Regionen wie Sao Paulo ,Rio de Janeiro,Porto
Alegre um nur einige zu nennen eine Zunahme von Hotels,
Restaurants,Cafes, Discotheken ect. auf hohem Niveau.
Unternehmer aus den USA,Frankreich,China,den Emiraten haben die erkannt u. nutzen dies,das sind grossteils grosse Gruppen. Aber gerade für den Mittelstand gibt es herrvorragende Möglichkeiten – österreichiches Flair ,auch Spezialitäten würden hier gut ankommen.
Ich bin Managing Partner einer Wirtschaftskanzlei die beratend in diesem Bereich tätig ist – wir habe auch Zugriff auf Projekte im mittleren Bereich die auf Grund familiärer Situation günstig übernommen u.ohne grossen Aufwand strukturell verändert werden können .
Wenn man sich die Zahlen in Europa anschaut wo nach Investitionen der GOP nur 31 % gestiegen ist und der Retourninvest zb. bei einem Hotel bis 15 Jahre dauert ist dies wohl belastend hinzu kommen Saisonbedingte Probleme. In einer Stadt wie Sao Paulo mit 15 Mio Einwohnern ,wo das wirtschaftl.Herz Brasiliens schlägt
gibt es keinen Saison da eben der Geschäftstourismus täglich stattfindet und es oft schwer ist noch ein Zimmer zu bekommen (auch liegt hier das Preisniveau hoch,höher als in Europa)
Sollte diese Information bei Unternehmern auf Interesse stossen dann geben wir gern exakte Infos – und sind bereit ein Unternehmen – welches sich hier ansiedeln möchte -vom ersten Schritt aber auch darüberhinaus zu beraten.
Mit freundl. Grüssen aus Brasilien
Peter -Michael Feist
Managing Partner
CARDOSO-ADVOGADOS ASSOCIADOS
Depart. Hoteis/Restaur./Bars
Rua Felipe Schmidt no303 Sala 1403
Centro -Florianopolis/Santa-Catarina
CEP: 88010-000
Brasil

Mail :euramsul02@terra.com.br
Skype:peterfeist1
Fone : Einwahl Bras, dann (48)3209-8914

7. Februar 2011, 20:31

Danke für den Beitrag aus dem fernen Brasilien. Ich hoffe, dass es auch in Österreich gelingt, Geld vernünftig einzusetzen. Da muss man nur peinlich genau über Funktionen, Flächen und zu verwendende Materialien nachdenken und – vor allem immer die Kosten-Ertrags-Relation im Auge behalten. Nur was aus Gästesicht gut ankommt und auch dementsprechend honoriert wird, ist auch gut und empfehlenswert.

Kommentieren

 
Ihre Daten werden im Rahmen der Kommentarfunktion gespeichert, darüberhinaus aber für keine weiteren Zwecke verwendet. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Kommentar zurücksetzen