Apokalypse now
Ein Horrorscenario als Realität
Wenn man sich ein Horrorscenario für Unternehmer im Tourismus ausdenken soll, dann sieht das ungefähr so aus: Es gibt keine Flüge mehr nach Österreich. Die AUA fliegt nur mehr gelegentlich im Notbetrieb hauptsächlich um gestrandete Österreicher aus dem Ausland zurückzuholen. Tirol und wesentliche Tourismusdestinationen sind aufgrund von Quarantäne nicht mehr erreichbar. Alle Gastronomie- und Hotelunternehmen sind bis auf weiteres behördlich geschlossen und in Wahrheit weiß keiner wann sie wieder geöffnet werden können.
Auch wer glaubt, die Zeit des Stillstands für Investitionen oder Renovierungen nützen zu können, unterliegt einem Irrtum: Auch die Baufirmen haben ihren Betrieb eingestellt und stellen zum Großteil nicht einmal mehr begonnene Bauvorhaben fertig. Wer für sein Bauvorhaben nicht eine gesicherte Finanzierungszusage hat, wird erleben, dass die Bonitätseinstufung von Tourismusvorhaben plötzlich wesentlich kritischer gesehen wird als noch vor wenigen Wochen, wo Hochkonjunktur herrschte.
Wenn es eine Branche gibt, die vom Coronavirus ins Mark getroffen wird, dann ist es der Tourismus. Denn das Reisen ist die Gefahr. Es verschleppt das Virus von Land zu Land. Der soziale Kontakt, der in Caféhäusern, Restaurants und bei Messen und Kongressen stattfindet ist der Boden für dessen Übertragung von Mensch zu Mensch. Der Tourismus ist nicht im Krisenmodus – er ist völlig im Stillstand.
Mitarbeiter ohne Arbeit, Zulieferer ohne Aufträge
Für viele Mitarbeiter bedeutet es jedoch von einem Tag auf den anderen keine Arbeit zu haben. Aber auch die Lieferanten sind ohne Aufträge: Der Bäcker liefert kein Brot in der Früh. Es geht keine Wäsche in die Wäscherei. Es werden keine Taxis mehr für Gäste benötigt. Es werden keine Stadtrundfahrt mehr verkauft, keine Veranstaltungen mehr organisiert und keine Belege in die Steuerberatungskanzlei geschickt.
Aber Unternehmer wären keine Unternehmer würden sie nicht nach Wegen suchen auch diese Herausforderung zu überleben. Als dringend erforderliche Soforthilfe hat die Regierung ein 38 Mrd. Euro Hilfspaket geschnürt, Haftungen und Steuerstundungen in Aussicht gestellt. Allerdings ist die Verwaltung derzeit auch überfordert all diese Hilfen rechtzeitig in Stellung zu bringen, die vielen Details zu lösen und letztendlich zu administrieren.
Zukunftsaussichten völlig unklar
Was allerdings jede Zukunftsplanung so besonders schwierig macht, ist die offene Frage wie lange diese Situation noch dauert. Sind es noch 100 Tage oder 150? Kann man noch Geld in die Bewerbung einer Sommersaison stecken von der man nicht weiß ob sie je stattfinden wird? Ab wann sollen Mitarbeiter wieder eingestellt und der Betrieb wieder aufgenommen werden? Ab wann trauen sich Gäste überhaupt wieder zu reisen?
Wenn man derzeit nach wirklich positiven Nachrichten sucht, wird man beim Justizministerium fündig: Die Frist zur Anmeldung einer Insolvenz soll verlängert werden.
Sehr wahr, sehr bedrohlich!
es gibt wie immer 2 Seiten:
die 1. hat uns voll getroffen und das Leben fast stillgelegt
Verzweiflung macht sich breit, viele wissen nicht mehr wie es weitergehen soll
die 2. Seite:
diese ist die entscheidende
denn diese gewaltige Krise bringt endlich auch die Möglichkeiten, auch den Tourismus
auf eine gesunde Basis zu stellen
die Zukunft wird wohl sein:
nicht alles wird mehr möglich sein, auch der Gast wird zurückstecken müssen
Investitionen sind gründlich zu überlegen ob diese auch wirklich sinnvoll sind,
vor allem auf längere Zeit gesehen
auch wenn die Zinsen niedrig bleiben werden ist dies weiterhin trügerisch und manche haben sich
in die „Selbständigkeit“ gewagt und einen Betrieb eröffnet, weil eben die Zinsen so niedrig sind,
ohne jedoch eine stille Reserve zu haben, alles auf „Pump“ gebaut, also volles Risiko
der wichtigste Punkt scheint mir aber zu sein:
plötzlich hat „die Familie“ und auch die Nachbarn wieder einen Stellenwert
und das ist der größte Erfolg der aus dieser Krise hervorgeht
die Wirtschaft und der Wohlstand wurden immer aus einer Krise heraus geschaffen,
im Wohlstand ist meist alles zugrunde gegangen, gedankenlos, übermütig, neidig
wir alle werden viele Jahre benötigen um das zu erreichen, was bisher geschaffen wurde,
macht aber nichts,
vorwärts schauen, Mut fassen und anpacken,
Österreich und seine Bürger schaffen das
Gruß vom Arlberg
Reinhard Haslwanter
Ich habe einen vermutlich sehr unpopulären Ansatz:
Wieso gibt man über die Banken Überbrückungskredite an Betriebe aus?
Die Betriebe können nichts für die Situation, und sollen nun mit neuen Krediten (=neue Zinsbelastung + neue Tilgung) zusätzlich in ihrer Liquidität geschwächt werden?
Da ist die kostenlose Staatshaftung löblich, hilft diese aber wirklich, wenns weitergeht?
Man möchte meinen, das wird gemacht, damit eine gewisse Systemreinigung stattfindet. Aber wenn dieser Wahnsinn 2-3 Monate dauert, wird auch das Sommergeschäft mehr als flau sein. Und wenns noch länger dauert, werden auch die reinen Winterbetriebe deutlichen Nachfragerückgang haben.
Den Leuten fehlt nach dem Shutdown dann Geld und Urlaubszeit! Die Meisten haben vermutlich nicht sofort Urlaub im Kopf? Wir im Tourismus verlieren alle viel mehr als nur die Quarantänezeit!
Und wenn die Systemreinigung kommt, dann im worst case als Orkan, wo die Kleinen mit Ihrer fleissigen Vergangenheit absaufen.
Wäre es nicht logischer, die Klein-Mittelunternehmen, Häuslbauer,….würden von den Hausbanken die laufenden Zinsen/Mieten erhalten (mit EZB Geld),…. damit diese die Kosten runterfahren können und beim Neustart Geld in der Kasse zum Investieren bleibt?
Für die EZB ist Geldschaffung nur ein Knopfdruck, es ist aber die politische Entscheidung, ob dieses Geld allen Leuten dient, oder nur den oberen 10 %.
Lieber Herr Nothegger,
ich kann den Schock der Unternehmer über die gegenwärtige Situation verstehen und vor allem die Verzweiflung angesichts der Unsicherheit wie es weitergehen wird. Aber von den rd. 38 Mrd. Hilfe, die als a.o. Budget vorgesehen sind, sollte doch einiges bei den Unternehmern ankommen. Da sie auch von der Krise am unmittelbarsten betroffen sind, sollte da die Tourismuswirtschaft nicht zu kurz kommen.
Ich will nicht in Lobhuldelei für die Regierung verfallen – aber der Betrag stellt etwa 48 % eines Jahresbudgets dar. Also wird so in etwa ein halber Jahresumsatz der Republik für die Coronahilfe zum Einsatz gebracht. Wenn der Stillstand nicht mehrere Monate dauert sollte das ausreichen, um 2020 mit einem blauen Auge zu überleben. Zu hoffen bleibt nur, dass die Hilfe ankommt, bevor die Liquidität zu knapp wird.
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