Autofahrer unterwegs…
…war eine beliebte Radiosendung, die ich als Kind regelmässig verfolgte. Heute bin ich selbst Autofahrerin, und weiß daher aus eigener Erfahrung, was es heißt, wenn es im Land schneit. Es bricht der Ausnahmezustand aus.Umgestürzte Sattelschlepper, Auffahrunfälle, schlechte Sicht, dazu Schneeräumfahrzeuge, die das Tempo drosseln – wer auf Österreichs Straßen bei winterlichen Verhältnissen unterwegs ist, braucht gute Nerven und Geduld. Das trifft auch auf unsere Gäste zu, die – je nachdem ob sie an- oder abreisen – über gute Nerven verfügen. Über die Geduld lässt sich streiten, denn ankommen wollen sie allemal. Viel von diesem Stress ließe sich meiner Meinung nach vermeiden, wenn die Informationspolitik rund um das Thema Verkehr und Straße endlich funktionieren würde und sich nicht auf die beiden „Monopolisten“ ASFINAG und Ö3 beschränkte. Dazu folgende Anregungen:
- Die Verkehrsinformation eines öffentlich-rechtlichen Senders sollte sich auf eben diese beschränken und nicht (wie zuletzt am Einkaufssamstag) Werbung für freie Parkplatzkapazitäten in heimischen Einkaufszentren beinhalten. B5 aktuell macht es vor: kürzere Intervalle, aktuellere Information!
- Die Teststrecken der ASFINAG mit den Überkopfbügeln auf der A2 südlich von Wien und der A12 Inntalautobahn sind ja grundsätzlich begrüßenswert. Aber mit dem Hinweis „Tempo 60 – Hund!“ fange ich als Autofahrer (abgesehen davon, dass 2/3 relativ unmotiviert bremsen) ebensowenig an wie mit der Aufforderung „Tempo 80 – Winterdienst“, wenn ich seit 15 Kilometern mit Durchschnittstempo 30 (Stau) unterwegs bin. Information ja, bitte, wenn sie dienlich und verwertbar ist. Und – à propos – wie wäre es mit einer Mutation in englisch, vor allem an den Reisewochenenden?
- Was ich persönlich seit Jahren vermisse, sind Bildschirme mit aktuellen Verkehrsinformationen an allen Tankstellen und Raststätten entlang der wichtigen Transitrouten. Wo erreichen wir unsere Gäste, wenn nicht dort? Wo können wir ihnen besser Alternativen in Form von Ausweichrouten bieten (z.B. über Terminals, wo die neue Route gleich ausgedruckt werden kann)? Wäre das nicht auch eine nette Herausforderung für ÖAMTC und ARBÖ?
In Zeiten von CO2 Reduktion- und Klimawandeldiskussionen sollten auch die Gäste mehr Möglichkeiten haben ohne Auto anzureisen. Dazu bedarf es sicher einerseits einer Bewusstseinskampagne bei den „Autofahrern“. Es liegt aber noch sehr viel Potenzial in intellegenten Mobilitätslösungen wie die Kette Bahn-Urlaubsort-Mobilität am Urlaubsort etc., die meiner Meinung in viel zu wenigen Orten wirklich konsequent und nachhaltig überlegt wird. Ein paar E-Fahrräder und E-Roller sind ein guter Anfang, es wird das Mobilitätsverhalten im Ganzen aber nicht revolutionieren.
Und leider muss man in diesem Fall Frau auch sagen, dass Bahnfahren nicht attraktiv ist für Gäste. Dazu ein paar Eindrücke vom letzten Freitag, 10.12. Strecke Innsbruck – Klagenfurt: Beim Kartenkauf in Innsbruck fragt Frau nach, ob eine Platzkarte notwendig sei. Die Dame am Schalter meint „Na ja, es ist ein starker Reisetag“. Frau kauft trotzdem eine Platzkarte und ist darüber sehr froh: Der Bahnsteig ist getreten voll mit Mitreisenden. Der Zug ist pünktlich (muss Frau zur Verteidigung der ÖBB sagen). Frau kämpft sich bis zum Abteil durch, natürlich sind die Plätze beglegt. Frau kämpft gemeinsam mit 2 anderen Platzkarteninhabern ca. 20 Minuten um den Sitzplatz – Zugbegleiter hält sich dabei nobel im Hintergrund. In Salzburg muss Frau umsteigen. Dazu hat sie 10 Minuten Zeit, die sie aber bis zur Gänze ausnützt, um im Duschungel der Baustelle Bahnhof Salzburg mitsamt Koffer, Laptop und Handtasche sich gegen andere Reisende im schmalen Raum durchzusetzen. So, der Zug ist erreicht, wieder beginnt der Kampf um den Sitzplatz. Geht dieses Mal schneller, die Jugendlichen können rasch in die Flucht geschlagen werden. Aber nach ein paar Kilometern merkt Frau, dass es recht kühl ist im Abteil. Dann vernimmt Frau ein ziemlich lautes Streitgespräch zwischen Zugbegleiter und anderem Reisenden. Es geht um die ÖBB als Dienstleister und um die ausgefallene Heizung! Genervt gibt der Zugbegleiter auf und schickt alle anderen Reisenden in die 1. Klasse. Va bene! Frau ist ja von Haus aus eher tolerant und belastungsfähig, aber ob das auch die Gäste sind, ich weiß nicht. Hier gibt es jedenfalls noch viel zu tun.
Da hat Frau Tscherne ja noch Glück gehabt, dass sie auf einer Strecke unterwegs war, die von der Bahn noch „bedient“ wird. Was sollen Gäste machen, die in einen Ort kommen wollen, wo dieser Transportservice nicht mehr besteht (Teile des Salzkammerguts, Gesäuse etc)? Wie sollen diese Personen umweltfreundlich (von „stressfrei“ im Zusammenhang mit der ÖBB will ich ja gar nicht reden ..) dorthin kommen?
Ich glaube, dass die Möglichkeiten im Grund da sind. Es fehlt nur eine gute Vernetzung des bestehenden Angebotes und ich habe auch das Gefühl, dass die Touristiker nicht so wirklich mit dem Thema beschäftigen wollen. Sie sehen das mehr als Problem des Gastes. Mit innovativen gut abgestimmten Lösungen könnte man in Zukunft aber sicher punkten – wenn ich mir die Spritpreise ansehe, bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob die Länge einer Autostrecke nicht auch mal ein Knock-out-Kriterium werden wird.
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