Biken mit Rückenwind
Österreich hat beim Thema Mountainbiken ja lange Zeit geschlafen – sowohl im Hinblick auf spezifisches touristisches Angebot als auch auf die Produktion von Gerät und Ausrüstung. Aber das scheint jetzt endgültig vorbei. Die November-Ausgabe der deutschen Zeitung „Bike“ bescheinigt der Region Kitzbüheler Alpen Brixental das größte E-Bike-Resort der Alpen zu sein.E-Bikes sind erst seit kurzem massentauglich geworden und haben sich erstaunlich lebhaft entwickelt. Bei sämtlichen Fahrradmessen wird die Weiterentwicklung mit großer Aufmerksamkeit verfolgt und es fehlt nicht an neuen Ansätzen und technischen Lösungen. Bei der vor kurzem abgeschlossenen Schwerpunktaktion Radtourismus des Wirtschaftsministeriums waren in Kürze mehr als 200 Förderanträge eingereicht und die Aktion damit ausgebucht. Auch da zeigte sich schon ein deutlicher Trend in Richtung Fahrrad mit eingebautem Rückenwind. Schließlich ist es mit dem E-Bike auch möglich völlig neue Zielgruppen zu erschließen – gibt es doch eine erhebliche Zahl von Urlaubern, die durchaus nicht abgeneigt sind, das Radfahren auch in den Bergen auszuüben, deren Trainingspensum jedoch nicht ausreicht, diese dann auch einigermaßen muskelkaterfrei zu befahren.
Seit Uli Stanciu, der Papst der Alpenüberquerungen, mit dem Mountainbike seine erste Alpenüberquerung mit Elektro-Unterstützung durchgeführt hat und sich dafür begeisterte, weil auch Profis damit entweder mehr Tagesleistung bringen können oder an Rampen nicht absteigen müssen, wo vorher noch Schieben erforderlich war, wird wohl auch der eine oder andere Sportler gelegentlich auf das E-Bike umsteigen und sich dafür nicht einmal schämen.
Wie Christoph Stöckl jedoch bemerkt ist für das Umsetzen eines regionalen E-Bike-Konzeptes schon ein umfassender Ansatz erforderlich. So werden in der Region Kitzbüheler Alpen bereits derzeit 350 Leihbikes in 66 Stationen angeboten und darüber hinaus können die Akkus in 99 Stationen getauscht werden. Eine eigene E-Bike-Karte mit Tourenvorschlägen und Akku-Tausch-Stationen wurde aufgelegt und Hotelbetriebe bieten E-Bike-Pauschalen an, die gut nachgefragt wurden.
Wie das Beispiel zeigt, fordern E-Bike-Lösungen die gesamte Destination. Konzepte werden auf Destinationsebene erstellt und sind dann allerdings nur so brauchbar wie die einzelnen Anbieter Hoteliers, Hüttenwirte, Radverleiher und Serivice-Stellen die tatsächliche Umsetzung bewältigen. E-Bike-Konzepte scheinen jedenfalls geeignet zu sein, einerseits den Sommertourismus wieder einen neuen Schwung zu verleihen und neues und vielleicht auch jüngeres Publikum für den Sommer in den Alpen zu begeistern.
Eine Umfrage der Deutschen Initiative Mountainbike zeigt Österreich bei den Urlauben mit mehr als einer Woche mit 46 % an erster Stelle vor Deutschland und der Schweiz. Nur bei Kurzurlauben liegt Deutschland vorne und Östereich kommt an zweiter Stelle. Es hat etwas gedauert aber offenbar haben wir das Thema Mountainbiken nach anfänglichen – vor allem rechtlichen – Schwierigkeiten letztendlich doch gut besetzen können.
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