6. Oktober 2010 | 15:14 | Kategorie:
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Schmankerl-Meister

Im Zeitalter der Globalisierung kommt der Regionalität – oder regionalen Identität – ein immer höherer Stellenwert zu. Damit beziehe ich mich nun nicht auf die Tomate aus dem Supermarkt mit dem kürzesten Transportweg, sondern vielmehr auf die Besinnung auf regionale Werte und Besonderheiten, welche in einem immer globaleren Tourismuswettbewerb von Bedeutung sind.


Wer schätzt das nicht? Das Gefühl zu haben, dass die Region, in der man auf Urlaub ist, etwas Besonderes darstellt, sich abhebt von der Masse und einen Mehrwert bietet. Authentische Gastgeber, authentische Unterkünfte, regionale Kulinarik, gepflegte Kulturlandschaft und unvergleichliche Urlaubserlebnisse finden Anklang bei Gästen aus Nah und Fern. Dementsprechend macht sich dieser Trend auch auf der Angebotsseite bemerkbar.

Dabei ist zu beobachten, dass sich neben den „regionalkulinarischen Gunstgebieten“ und ausgezeichneten Schmankerl-Marketern wie Niederösterreich oder der Steiermark vermehrt auch Gebiete zu Genussspezialisten mausern, denen man dies noch vor ein paar Jahren nicht zugetraut hätte. Dank der Konzentration auf ein bestimmtes Produkt und ein konsequent darauf aufbauendes Marketing von der Angebotsgestaltung bis zur Kommunikation haben sich einige Alpentäler einen kulinarischen Namen gemacht. Zwei „Käse“-Beispiele aus Westösterreich seien hier stellvertretend für zahlreiche erfolgreiche Initiativen erwähnt:

Das Vorarlberger Montafon ist primär als Wintersportdestination ein Begriff. Bis vor wenigen Jahren war der traditionelle Sura Kees weitgehend unbekannt – ein Magerkäse, dessen Herstellung aus dem 12. Jahrhundert überliefert ist. Die Tradition der Sura Kees-Produktion ist jedoch in den 1960er Jahren abgerissen. Heute stellt der Verein „bewusst Montafon“ den fettarmen Sura Kees sowie andere bäuerliche Produkte in den Vordergrund und organisiert gut gebuchte Themenwochen in Zusammenarbeit mit lokalen Mitgliedsbetrieben.

Das Paznaun, ein tourismusintensives Tiroler Hochtal, hat sich über die Jahre hinweg zu einem Mekka des Almkäses etabliert. Vor kurzem präsentierten in Galtür über 100 Senner aus den Alpenländern ihren Käse der Jury der 16. Almkäse-Olympiade. Erstmals wurden auch die Kinder integriert – eine Kinderjury verlieh ihrem Spitzenkäse den „Dreikäsehoch“-Preis .

Eine landwirtschaftlich herausfordernde Lage verlangt nach einem umso stärkeren Bemühen und einer besonderen Vermarktung. Die immer wieder neu gestaltete Verknüpfung von Tourismus und Landwirtschaft bietet sich in vielen Gebieten im Alpenraum an und eine herausragende kulinarische Komponente verschafft den Regionen einen qualitativen Mehrwert. Angebotsgestaltung, wie sie in der Brixentaler KochArt/, am Kulinarischen Jakobsweg Paznaun-Ischgl oder auf den Tiroler Genussrouten „So schmeckt Tirol“ zu finden ist, eröffnet gewissermaßen ein neues Qualitäts-Kapitel im alpinen Tourismus.

So viel spürbares Engagement im Bereich der regionalen Identität ist überaus erfreulich und es gilt, diesen Aspekt z.B. auch bei regionalen Entwicklungsprojekten stets im Auge zu behalten. Denn nur so schaffen wir es, ähnlichen und austauschbaren Produkten ein Profil und einen Mehrwert zu verleihen!

18. Oktober 2010, 10:50

Diese Bemühungen die es seit nunmehr ca. 4 Jahren mit den Genussregionen Österreich gibt, sind ja eine sehr natürliche Weiterentwicklung dessen, was in den letzten 10 Jahren sehr akribisch durch Destinationen und Organisationen wie „So schmeckt NÖ“, „TUT Gut“, „NÖ Wirtshauskultur“, „Tiroler Wirtshaus“, Steirisch Aufgetischt, Steirische Schmankerlwirte bis hin zum BÖG angefangen wurde und letztendlich als die Österreich Werbung und der Bund gemerkt haben, das dieser Bereich des „Genusstourismus“ in Österreich nicht nur eine Chance hat, sondern eigentlich der ureigenenste Tourismus ist den wir haben, sich auf die Thematik draufgesetzt. Dadurch ist es aber auch (nachdem die landwirtschaftlichen Förderquoten in Österreich langsam versiegen)zu einem positiven Schulterschluss mit der Landwirtschaft gekommen der ja letztendlich sehr positiv zu begrüßen ist. Das sich jetzt der Tourismus auf die Marke Genussland Österreich setzt ist ja auch sehr Begrüßenswert, man kann nur hoffen, dass es nicht zum Schaden der kleinen landwirtschaftlichen Betrieben führt, die heute absolute Top Produkte herstellen und dann Gefahr laufen den Quantitätsdruck bei Ihren Produkten zu erliegen. Ich wünsche mir für die Zukunft die Umsetzung der CO2 Speisekarte (Produkte werden auf der Speisekarte nach Herkunft ausgewiesen und Kilometer des Transportweges zum Gast), die ich seit 2003 in allen Gremien anrege.In der heutigen Zeit ist es absolut nicht notwendig das Rindfleisch aus Argentinien, das Lamm aus Neuseeland und das Kalbfleisch aus Holland nach Österreich zu holen oder? Besinnen wir uns wieder unserer Heimat und deren Produkte.

Herzlichst
Ihr

Robert Gutkais

19. Oktober 2010, 13:24

Zum Thema „Genuss und Regionalität“ gab’s auch einige sehr interessante Beiträge beim ÖWork_Shop. Die Videos und Vorträge kann man hier sehen bzw. downloaden:
http://www.austriatourism.com/workshop – achten Sie besonders auf die Diskussion der Touristiker.

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