25. April 2019 | 09:28 | Kategorie:
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Problematisches „Mög´ ma net“

„Wir sind nicht mehr positiv auf ausländische Hotelinvestoren zu sprechen, Chalet-Konzeptionen sind uns suspekt, Investorenmodelle würden nur der Bauwirtschaft nützen und Airbnb ist ungerecht“. Kommentare wie diese konnten wir bei unserer letzten Veranstaltungsreihe in Westösterreich mehr als einmal hören. Bei unseren Gesprächen mit vielen Tourismusverantwortlichen war festzustellen, dass sich seit geraumer Zeit eine gewisse „Mög´ ma net“ Mentalität im Tourismus breigemacht hat.

Motel One könnte einen geschützten Markt in Innsbruck aufbrechen; die föderale Tourismuspolitik wird mit angezogener Handbremse betrieben, da die Tourismusgesinnung der `Locals` auch schon bessere Zeiten erlebt hat“, lauten weitere Aussagen. Besonders deutlich sind die Hilferufe nach einer dualen Wertschöpfungsmessung in Monaten mit einem Minus vor dem Nächtigungszahlen.

Bei dieser geistigen Grundhaltung können aber Innovationen nicht gedeihen, und der Tourismus wird auch nicht stärker. Es könnte sogar sein, dass man in Zukunft nicht mehr gut genug ist. Insbesondere bei neuen Hospitality-Trends darf es keinen Kompromiss mit der Mutlosigkeit geben. In die Jahre gekommene Beherbergungsformen müssen wir nicht schützen. Investoren-Modelle, Airbnb oder Chalets-Konzeptionen sind nicht schuld am Untergang einiger Hotelbetriebe. Wichtig ist vielmehr die Frage: Woran liegt es, dass diese Formen die Bedürfnisse so passend treffen und bei den Gästen zunehmend Anklang finden? Es zeigt sich, dass diese Angebote dem Zeitgeist optimal entsprechen: Cocooning, Urformen des Zusammenlebens und Rituale des Familienlebens! Was im hektischen Alltag aus beruflichen und schulischen Gründen oft zu kurz kommt, wird im Urlaub intensiv nachgeholt. Man will ohne Alltagsstress auf engstem Raum z.B. mit der Familie zusammen sein. Hinter der Sharing Economy von Airbnb und Co. steckt auch keine bahnbrechende Technologie. Vielmehr wurde der Service den Bedürfnissen der Zeit perfekt angepasst.

Wichtig ist jetzt, die neuen Trends voll Neugier zu analysieren und zu überlegen, wie man von einem Paradigmenwechsel profitieren kann. Festgefahrene Meinungen sollte man dabei beiseite lassen.

Greifen wir abschließend auf einen altgedienten Indikator zurück, um klar und deutlich zu machen, dass in den Urlaubsformen ein Umbruch stattfindet: Es ist Tatsache, dass die Nächtigungen in gewerblichen Ferienwohnungen im abgelaufenen Jahr 2018 um 11 Prozent gestiegen sind – mehr als doppelt so stark wie in den anderen Unterkunftsformen.

25. April 2019, 21:44

Ist es zu vereinfachend zu sagen, dass wir dem Fremden, dem Neuen immer einmal ablehnend gegenüberstehen. Da werden wir aus unserer Komfortzone verdrängt, in der wir uns auskennen. Und wir haben politische Parteien, die eine beachtliche Zahl von Wählern ansprechen können, wenn das Fremde und vor allem fremde Menschen ausgegrenzt und abgelehnt werden.

Liebgewonnene und längst nicht mehr zeitgemäße Einrichtungen wie etwa der Föderalismus werden in Zeiten einer weiter um sich greifenden Globalisierung keineswegs hinterfragt sondern sind eine selbstverständliche Säule unseres Daseins.

Aber die Welt dreht sich in rasendem Tempo weiter und die Erfolgsmodelle der Vergangenheit sind oftmals ein Hemmschuh für das Beschreiten neuer Wege für die Zukunft.

26. April 2019, 9:02

„Wenn wir wollen, daß alles so bleibt, wie es ist, dann ist es nötig, daß sich alles verändert.“
G.T. di Lampedusa

26. April 2019, 9:34

Skeptisch bei anstehenden Veränderungen war (und ist) IMMER die Elite. Die Zukunft ist (hat) ein Elitenproblem! Sie, die Elite, ist es die Macht und/oder Geld eventuell zu verlieren hat. Nachvollziehbar, wenn auch nicht verständlich, dass sie Neuerungen gegenüber grundsätzlich zögernd, meistens sogar ablehnend gegenüber steht. Zu beachten ist dabei: „Elite“, das sind die aktuellen Dominatoren in Wirtschaft, Politik und Wissenschaft (!), wie leider auch in den Interessensvertretungen. Wenn dort umgedacht werden sollte, wird die Zukunft gestaltbar. Nicht nur im Tourismus. Der ist aber immerhin die Leitwirtschaft in der personenbezogenen Dienstleistungsgesellschaft des 21. Jahrhunderts. Vor allem in Österreich.

26. April 2019, 18:36

Thomas Reisenzahn verlinkt in seinem kritischen Beitrag ausnahmslos auf Artikel in der Tiroler Tageszeitung, was so gedeutet werden kann, dass in erster Linie die Tiroler Touristiker angesprochen sind. Diesen kann man aber beileibe nicht mangelnde Innovationskraft oder gar fehlende Innovationsbereitschaft vorwerfen. Sie sind im Lande selbst sehr erfolgreich, einige auch in anderen Bundesländern und im Ausland. Auch was moderne Hospitality Trends betrifft sind sie nicht mit Scheuklappen unterwegs, vielmehr haben sie zukunftsweisende Trends schon lange aufgegriffen und in entsprechende Angebote investiert (z.B. Appartements).

Thomas Reisenzahn hat aber absolut recht, wenn er darauf hinweist, dass Investorenmodelle, Chalet-Konzeptionen oder Airbnb keinerlei Schuld am Untergang einiger Hotelbetriebe tragen. Das gilt für Tirol bzw. Westösterreich und das gilt genauso für andere Teile des Bundesgebietes.

Die Zurückhaltung in Tirol gegenüber Investorenmodellen, Chalet-Dörfern (die ja oft als Investorenmodelle konzipiert sind) kommt nicht von ungefähr und sie hat durchaus ihre Berechtigung. Sie beruht auf einem ganzen Ursachenbündel und die angesprochene „Mög‘ ma net“ Mentalität ist nur zum Teil eine solche. Vielmehr steckt hinter dieser Zurückhaltung eine gesunde Skepsis, begründet durch negative Erfahrungen, von denen übrigens nicht nur Tirol ein Lied singen kann.

In Tirol erscheint aber einiges doch besonders zugespitzt. Elemente dieses Ursachenbündels sind ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
– Druck externer Investoren auf die besten – aber auch auf weniger gute – Standorte,
– Konzentration auf den Bau von Wohneinheiten ohne Bereitschaft zu Investitionen in die Gastronomie,
– Rendite aus dem Immobilienverkauf als primäres Ziel,
– Flächenkonkurrenz zum lokalen Wohnbedarf im ohnehin eng begrenzten Siedlungsraum,
– Umgehungsgeschäfte in Richtung Freizeitwohnsitze,
– großartige Versprechungen, die sich letztendlich in Luftblasen auflösen.

4. Mai 2019, 11:24

In Fieberbrunn gerade 450-600 Betten in Fertigstellung, weiter 2 Großkästen in Planung……landauf-landab gibt es diese Investorenmodelle.
Und hier muss ich den westlichen TVBs und Gemeinden der unteren bis mittleren Regionen leider Kurzsichtigkeit bescheinigen, deren Ziel nur Umsatzerhöhung für die Bergbahnen zu sein scheint. Bergbahnen, die sich heute überschulden und nicht wissen, ob in 10-30 Jahren der Klimawandel richtig durchgreift, der ski-affine Kunde weiter abnimmt und niemand mehr die Schulden bedienen kann.

Investoren kaufen, und die Betreiber können dann diese leerstehenden Chalets/Wohnungen weitervermieten. Und da auf diese Wohnungen keine Annuität anfällt, kann man im Sommer 2019 trotz hoher Lohn-Nebenkosten, Lebensmittelkosten, Standortkosten um € 50,– die Nacht verkaufen.

Wo ist hier die Wertschöpfung und Nachhaltigkeit ?
Der Mitarbeitermangel wird verschärft, beim Lebensmittel wird möglichst billiger Schrott eingekauft, die bestehenden Betriebe werde bei Neukundenaquise noch mehr Marketing aufwenden müssen, da immer mehr Großvermieter die Marktpreise drücken. Hofer/Billa wissen schon bald nicht mehr, wie sie die mehrenden Bestpreisangebote alle unterbringen sollen in ihren Blättern.
Kleine, feine Pensionen und Hotels, die viel der österreichischen Tourismusmentalität ausmachen, werden bei dem Kostendruck mehr und mehr verdammt sein, auch massiv zu wachsen oder zuzusperren.

Mag sein, dass mancherorts zuviele Betten sind, welche andere Gemeinden dringend bräuchten. Aber hier passiert zu schnelles, künstliches und unkontrolliertes Wachstum.
Und solange die Jahresauslastung in den Betrieben nicht steigt, sollten man viel restriktiver vorgehen.

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