6. Januar 2009 | 13:37 | Kategorie:
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Investitionen 2008

Die Analyse des Investitionsverhaltens des vergangenen Jahres macht deutlich, in welche Richtungen die Praktiker ihre künftigen Schwerpunkte setzen. Betriebsgrößenoptimierung war der eindeutige Trend des vergangenen Jahres in der Hotellerie. Rückläufig sind hingegen die Hits der Vergangenheit: 2008 wurde keine einzige neue Therme finanziert und auch die Wellnessinvestitionen in der Hotellerie sind weiter im Abflauen. Die Österreichische Hotel- und Tourismusbank G.m.b.H. hat 2008 ein Investitionsvolumen von EUR 440 Mio. aus Mitteln des ERP-Fonds bzw. der TOP-Tourismus-Kreditaktion finanziert.

In der Hotellerie ist das Thema „Optimierung der Betriebsgröße“ vorherrschend. Qualitätsverbesserungen im weiteren Sinn, die auch Entspannungs- und Fitness­einrichtungen, Seminarräume, Garagen etc. umfassen, haben insgesamt jedoch mehr Gewicht. Mit diesen Investitionen wird versucht, einerseits im Qualitätswettbewerb mitzuhalten und andererseits auch die Wetter­unab­hängigkeit zu verbessern oder ein eigenständiges Angebot mit Zusatzein­rich­tungen zu schaffen. Auffällig ist jedoch, dass Wellnessinvestitionen schon seit mehreren Jahren in Folge rückläufig sind. Auf etwa gleichbleibendem Niveau ist der Bau von Personalunterkünften, die für Mitarbeiter aus entfernten Distanzen erforderlich sind und die Errichtung von Garagen.

Bei der Finanzierung mit infrastrukturellen Einrichtungen sind auch deutliche Verschiebungen erkennbar: Der Bau neuer Thermen ist völlig zum Stillstand gekommen und die Errichtung von Beschneiungsanlagen war leicht rückläufig.

Bemerkenswert ist auch die Aufteilung nach den saisonalen Schwerpunkten. 61 % der Investitionen fließen in Regionen mit Ganzjahresausrichtung, etwa 37 % der Projekte haben reine Wintersport­aktivitäten zum Ziel oder fließen in Gebiete mit reiner Winterausrichtung und nur 2 % der finanzierten Konzepte tragen dazu bei, die Sommersaison zu beleben. Der Umfang des Mitteleinsatzes ist aber bei weitem als zu gering anzusehen, um die ohnedies einer langsamen Erosion ausgesetzte Saison zu beleben.

Im Verlauf des vergangenen Jahres lag die Finanzierungsnachfrage bis Ende Oktober noch mit 8 % Zuwachs über dem ohnedies sehr investitionsintensiven Vorjahr. Die Investitions­bereitschaft ist allerdings in den letzten drei Monaten (als die Finanzkrise sich weltweit auszubreiten begann) um insgesamt 38 % zurückgegangen. Aus Sicht der Tourismuswirtschaft kann eine rückläufige Investitionsneigung zum Zweck der Konsolidierung nach mehreren Jahren fortgesetzter Rekorde durchaus positiv sein. Für Bau- und Baunebengewerbe werden jedoch fehlende Aufträge zu schmerzlichen Einbussen führen.

Das Investitionsverhalten im abgelaufenen Kalenderjahr ist daher wie folgt zu charakterisieren:

  • Die Überwindung der über weite Stecken nach wie vor suboptimalen Betriebsgröße hat sich im letzten Jahr als Investitionsziel eindeutig in den Vordergrund geschoben. Sie dienen der Verbesserung der Ertragschancen und der Erzielung von Größenvorteilen („Economies of Scale“).
  • Die qualitative Verbesserung der Qualität des Angebotes hat nach wie vor hohen Stellenwert.
  • Das Thema Wellness ist im Bereich der Hotellerie weiter rückläufig und im Bereich der Thermen völlig zum Stillstand gekommen.
  • Neubauvorhaben in der Saisonhotellerie sind ebenfalls massiv rückläufig.
  • Die Investitionen gehen überwiegend in die Verwirklichung von Ganzjahres- bzw. Winter­konzepten. Zur Fortentwicklung in Sommerregionen wird nur ein bescheidener Teil der Mittel von 2 % eingesetzt.
  • Die Auswirkungen der Finanzkrise wirken sich auch auf das Investitionsverhalten der Tourismuswirtschaft in Form einer deutlichen Abschwächung der Investitions­bereitschaft aus. Investitionsanreize als konjunkturbelebende Maßnahme sind daher auch im Interesse des Bau- und Baunebengewerbes zu setzen.

investitionen-08

18. Januar 2009, 15:40

Hallo Herr Hartl,

interessanter Artikel zum Thema Investitionen!
Ich hab da mal eine Theorie, warum Investitionen im Bereich Wellness zum Stillstand gekommen sind.

Seit Jahren wird alles mögliche als Wellness bezeichnet, das geht fast schon bis zur Wellness-Zigarette an der Wellness-Bar mit einem gepflegten Wellness-Bier nach dem Wellness-Dinner.

In vielen Fällen war eine Investition gar nicht notwendig, weil einfach das Hallenbad in „Wellnessbereich“ umgetauft wurde – ohne Investition.

Meine Theorie also:
Es entstehen weitere „Wellness-Bereiche“ durch Umformulierung der einzelnen Hotelangebote, allerdings ohne dabei auch nur einen Ziegelstein in die Hand zu nehmen 😉

Ist natürlich nicht ganz ernst gemeint, weil der Gast ja auch nicht so blöd ist und sich nicht mehr alles als Wellness verkaufen lässt.

Vielleicht sollte es aber doch eine (zentrale) Qualitäts-Überprüfungs-Stelle geben, die entscheidet ab wann etwas wirklich „Wellness“ ist.

In diesem Sinne, entspanntes Wellness-Arbeiten wünsche ich und viel Spaß mit dem TP-Blog.

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