16. August 2010 | 12:08 | Kategorie:
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Nationalparkgemeinde – ganz oder gar nicht?

Nationalpark Hohe Tauern, wobei Nationalparkverwaltungen und Tourismusorganisationen der beteiligten Länder eindrucksvoll demonstrieren, dass ein Nationalpark für sich kein touristischer Selbstläufer ist, sondern dass er mit professioneller Produkt- und Angebotsentwicklung und Vermarktung hinterlegt sein muss.

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Beispiele für die vielfältigen Aktivitäten sind die Nationalparkführungen in Osttirol, das Nationalparkzentrum in Mittersill, die Kärntner Nationalpark-Partnerbetriebe oder die gemeinsame, Länder übergreifende Vermarktung. Parallel zu den touristischen Erfolgen steigt die Akzeptanz gegenüber dem Nationalpark, der angesichts der zunehmenden Bedeutung von Natur und gesunder Umwelt auch zum wichtigen Imageträger wird.

Das alles ändert aber nichts daran, dass der Nationalpark kein Ganzjahresprogramm bietet, da im Winter weite Teile in eine dicke Schneedecke gehüllt und nicht zugänglich sind. Zahlreiche Gemeinden, die dem Nationalpark Hohe Tauern angehören sind daher bestrebt, bestehende Wintersporteinrichtungen abzusichern bzw. neue zu schaffen. Die Schiverbindung Kals – Matrei, die Anbindung von Oberpinzgauer Gemeinden an die Schigebiete im Zillertal und in den Kitzbüheler Alpen oder Ausbaupläne auf Kärntner Seite sind Beispiele dafür. Dazu kommt, dass Bergbahnen Frequenz benötigen, was bedeutet, dass neue Betten entstehen müssen. Ideen, Pläne und Realisierungen betreffen Dimensionen von mehreren hundert bis zu tausend Betten in einzelnen Nationalparkgemeinden. Sie werden in der Regel von externen Investoren errichtet, was für die jeweiligen Orte und ihre Bewohner eine besondere Herausforderung darstellt.

Wie dem auch sei: Fakt ist, dass ein alpiner Nationalpark allein kein Abend füllendes Programm liefert, sondern dass im Hinblick auf die heute überall geforderte ganzjährige touristische Entwicklung ein Winterstandbein dazugehört, und das ist nach wie vor der alpine Schilauf. Und der wird in Nationalparkgemeinden eigentlich überall dort angestrebt, wo er sich außerhalb der Nationalparkgrenzen vom Gelände her anbietet. Es wäre vermessen von einer Nationalparkgemeinde, die das Potenzial für einen Winterschibetrieb besitzt zu erwarten, dass sie auf dessen Nutzung verzichtet. Die Antwort auf die Eingangsfrage lautet somit nicht „entweder – oder“ sondern „sowohl – als auch“.

Allerdings sind diejenigen, die in der unmittelbaren Nachbarschaft des Nationalparks Wintersporteinrichtungen entwickeln und Anlagen mit hunderten von Betten bauen gefordert, bei ihren Investitionen besonders behutsam umzugehen und für sich selbst strenge Maßstäbe anzulegen, die sich an den Werten des Nationalparks orientieren. Das betrifft die Architektur, Baumaterialen, Energiesysteme, Mitarbeiter, Nahrungsmittel und vieles mehr, in besonderem Maße aber auch das Zusammenspiel mit den bestehenden sozialen Systemen. Dort, wo innerhalb einer Nationalparkgemeinde solche Großprojekte entstehen, ist darauf zu achten, dass das Dorf und seine Bewohner lernen damit so umzugehen, dass sie sowohl aus dem Nationalpark als auch aus dem Winterbetrieb eine angemessene Wertschöpfung und einen nachhaltigen Nutzen erzielen.

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