Kommt es zum „Liftschämen„?
„Flugschämen“ hat zu einem Umdenken geführt
Eine Bewegung in Schweden macht betroffen. „Flygskam“ (Flugschämen) ist derzeit in Schweden ein Modewort. Auch anderswo beginnen die Menschen, das Fliegen mit schlechtem Gewissen aufzuladen. Sie wissen, dass der immense CO2-Ausstoß von Flugzeugen stark zum Klimawandel beiträgt. Daraus hat sich eine Bewegung entwickelt, die der Staatsbahn unerwartete Mehreinnahmen bringt und den innerschwedischen Flugverkehr deutlich reduziert.
Früher Beginn der Wintersaison oft kritisch gesehen
Noch nie bisher hat eine frühe und dank Beschneiung oder Snowfarming mögliche Wintersaison zu so viel an negativer Presse geführt wie heuer. Das hat einerseits nicht zum warmen Wetter Mitte Oktober gepasst. Da scheint aber andererseits auch etwas an schlechtem Gewissen zu entstehen, wenn man als Urlaubsgast auf künstlichen und mit viel Energie aufgebauten weißen Bändern Ski fährt oder Seilbahnunternehmer im Interesse des Skisports sich wenig um naturschutzrechtliche Genehmigungen kümmern – wie es Peter Haimayer in seinem Beitrag anführt.
Stehen wir vor Gesinnungswandel?
Es können durchaus Anzeichen für einen Gesinnungswandel dem Tourismus gegenüber gesehen werden, wenn über die Wunden nachgedacht wird, die der Skitourismus der Natur zufügt oder wenn vermehrt darüber geklagt wird, dass die Belastungsgrenze der Destinationen mancherorts bereits erreicht ist. Seit es den Tourismusverantwortlichen gelingt mehr und mehr Gäste ins Land zu bringen, wird der Tourismus nicht nur als der Heil- und Segensbringer gesehen sondern es mehren sich auch kritische Stimmen.
Wir tun also gut daran mit Sensibilität mit der Natur und der Befindlichkeit der Gäste und auch der Einheimischen umzugehen. Die immer deutlicher werdenden Auswirkungen des Klimawandels führen uns vor Augen, dass sich Dinge ändern und die Gäste von morgen wahrscheinlich auch über die Kehrseite des Wintertourismus nachdenken. Es liegt an uns ein Verhalten an den Tag zu legen für das wir uns nicht irgendwann auch „schämen“ müssen.
Mehr dazu:
https://www.tp-blog.at/allgemeines/ein-daemmern-am-horizont
https://www.tp-blog.at/destinationen/dolomites-vives-wie-umgehen-mit-overtourism
https://www.tp-blog.at/allgemeines/overtourism-ja-oder-nein
https://www.tp-blog.at/innovationen/schwerpunkt-nachhaltigkeit/overtourism-ein-ueberblick
Hier den Ski- und Wintertourismus als erstes zu nennen finde ich interessant. Wahrscheinlich aber auch zu recht, weil Skifahrer doch eher naturverbunden sind.
Wenn es aber zu einer Bewegung und einem Sinneswandel kommt denke ich sollte man überall ansetzen und da vor allem mit „Kreuzfahrtschämen“ beginnen – hier ist nicht nur der ökologische Fußabdruck ein Wahnsinn, sondern es werden auch kulturell wertvolle Orte von einer Horde Touristen regelrecht überfallen.
Liebe Grüße,
Gerald Richter
So etwas wie „Liftschämen“ ist schon seit Jahren zu beobachten in Kreisen, die dem intensiven Ausbau der Aufstiegshilfen, dem Bau von Skipisten und der technischen Beschneiung mit Skepsis gegenüberstehen. Ganz aktuell kenne ich diese Zurückhaltung gegenüber dem Pistenskilauf auch aus meinem näheren Umfeld.
Der Ausfall dieser Gruppen wird jedoch durch Marketingmaßnahmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette (Sporthandel, Reisebüros, Hotellerie, Bergbahnunternehmen etc.) und die immer weitere Ausdehnung der Einzugsgebiete der Gäste mehr als wettgemacht.
Es ist auch gut, wenn die Gäste zu uns kommen, um Wintersport zu betreiben und wenn sie damit zum wirtschaftlichen Wohlstand unserer Berggebiete beitragen. Die Frage ist jedoch, in welchem Umfang das für die Menschen vor Ort und für die Umwelt verträglich ist und wieviel Tourismus benötigt wird, um die regionalwirtschaftlichen Ziele in angemessenem Umfang zu erreichen.
Zum letzten und überaus wichtigen Satz im Beitrag von Franz Hartl „Es liegt an uns, ein Verhalten an den Tag zu legen, für das wir uns nicht irgendwann auch schämen müssen“ sei Folgendes angemerkt.
Bei den Bergbahnen und Skigebieten gibt es zahlreiche Bemühungen, umweltschonend zu arbeiten, und das nicht nur aufgrund von Vorschriften oder weil das dem Image dienlich ist, sondern weil sich das langfristig auch im wirtschaftlichen Ergebnis positiv niederschlägt. Dazu gehören z.B. die Themen Energieeffizienz, die Verwendung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen, die sachgerechte Pistenpflege inkl. Beweidung im Sommer oder die Verwendung regionaler Produkte in der Bergbahngastronomie.
Umso bedauerlicher ist es, dass es immer wieder Ausreißer gibt, die für negative Schlagzeilen sorgen, sei es, weil sie bewusst Regeln brechen oder einfach ihr Ego befriedigen wollen. Beiden fehlt offenbar das Gespür für die Verletzlichkeit ihres gesellschaftlichen Umfelds. Das ist insofern bedenklich, weil dadurch die ohnehin bereits deutlich spürbare kritische Einstellung zum (Ski)Tourismus zunehmend breitere Bevölkerungskreise erfasst.
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