Digital Detox – Ein touristisches Marktsegment zeigt auf
Im Rahmen einer Master-Arbeit zeigt Anna Deak, welche Angebote aktuell existieren aber auch welche Herausforderungen und Chancen dieser „Trend“ birgt…
Für den TP-Blog hat Prof. (FH) Dr. Kai T. Illing, Associate Professor an der FH JOANNEUM den nachstehenden Beitrag verfasst:
„Digitale Demenz“ ist ein bissiger Sammelbegriff für alles, was kritisch in Verbindung gebracht wird mit all jenen Erscheinungen der digitalen Welt und ihrer Medien, die für Menschen als ungesund gelten: Die 7/24-Verfüg- bzw. Erreichbarkeit führt zu Stress bzw. mangelnder Entspannung, und die möglicherweise gefährliche Strahlung von Smartphones und vergleichbaren Geräten ist bis heute nicht befriedigend widerlegt. Abhängigkeit (Sucht) und soziale Verwerfungen ergänzen das Bedrohungspotenzial.
Der Studiengang Gesundheitsmanagement im Tourismus der FH JOANNEUM in Bad Gleichenberg hat sich dieses Themas angenommen und eine Masterarbeit schreiben lassen (Deák, A. 2018: Mit welchen Angeboten reagiert die gesundheitstouristische Industrie auf den Trend zu Digital Detox?). In der Marktanalyse konnten 40 touristische Betriebe identifiziert werden, die das Thema Offline-Urlaub ganz unterschiedlich vermarkten. Es konnte festgestellt werden, dass die WLAN- und TV-freien Zimmer einen wesentlichen Bestandteil eines Offline-Urlaubs bilden. Darüber hinaus haben manche Hotels spezifische Möbelstücke oder Materialien (z.B. Zirbenzimmer) oder abschirmende Maßnahmen im Gästezimmer gegen elektromagnetische Strahlungen. Es gibt nur wenige touristischen Betriebe, die ein konkretes Package für Digital Detox anbieten.
Eine wichtige Frage erhebt sich in diesem Zusammenhang mit Blick auf die Kraft von Offline-Angeboten, sich als ökonomisch interessantes Marktsegment in der (Wellness-)Hotellerie zu etablieren. Es ist zu vermuten, dass die weitere Entwicklung der digitalen Technik (Stichworte „Industrie 4.0“) anhält und darüber hinaus auch weitere Bereiche des Privatlebens erobert werden (z.B. Alexa Voice Service). In bewährter Manier suchen die Menschen nach Rückzugsplätzen bzw. Gegenwelten, die durchaus von der (Wellness-)Hotellerie mit Sensibilität für dieses Thema geboten werden können. Aber auch medizinische Tourismusanbieter können hier zum Zug kommen, in dem sie rasch neue Forschungsergebnisse zu diesem Thema aufgreifen und qualitätsorientierte Angebote entwickeln.
Kai illing ist Lehrender an der FH JOANNEUM Graz/Bad Gleichenberg mit Schwerpunkt Management gesundheitstouristischer Betriebe. Sein Schwerpunkt ist die Entwicklung von Medical Hotels.
Vielen Dank für diesen interessanten Hinweis auf die Masterarbeit von Frau Deák! Dass das Thema Relevanz hat, das zeigen auch aktuelle Aktionen des WienTourismus. „Augenzwinkernd greift der WienTourismus in seiner aktuellen Kampagne ein weltweites Phänomen auf und propagiert ‚digital detox‘ – digitale Entgiftung.“: https://www.tourismuspresse.at/presseaussendung/TPT_20181107_TPT0005/wientourismus-kampagne-versteckt-klimts-kuss-hinter-hashtag.
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