Vom Mount Everest zum Tourismus in den Alpen
Vor 40 Jahre fand die überaus erfolgreiche österreichische Mount Everest Expedition statt. Absolutes Highlight war die Besteigung des höchsten Berges der Erde ohne Sauerstoffmasken durch Reinhold Messner und Peter Habeler. Dieser Anlass wurde im Laufe des heurigen Jahres gebührend gefeiert. Die Jubiläumsreise, welche die acht noch lebenden Expeditionsteilnehmer zum damaligen Basislager unternommen haben, ist im ORF-Dokumentarfilm „Rekorde am Everest“ festgehalten.
Positive Ausstrahlung auf den Tourismus in den Alpen
Lässt man die vier Jahrzehnte Revue passieren, so zeigt sich, dass die Aufsehen erregenden Leistungen am Mount Everest positive Auswirkungen auf den Bergtourismus in den Alpen gehabt haben und nach wie vor haben. Ich möchte hier drei Akteure herausgreifen, die mit Bezug auf den Mount Everest immer wieder im touristischen Geschehen präsent sind.
Stratege, Ballonfahrer, Nepal-Helfer
Da ist zunächst Wolfgang Nairz, der als Expeditionsleiter strategischer Kopf und organisatorische Drehscheibe zugleich war. Sein Werdegang ist in seinem Buch Es wird schon gut gehen beschrieben. Neben seiner intensiven Öffentlichkeitsarbeit, mit der er vielen Menschen die Türe zu großartigen Bergerlebnissen öffnen konnte, hat er mit seinen Pionierleistungen im Ballonfahren wertvolle Impulse für den alpinen Tourismus geliefert.
Eng mit seinem Namen verbunden ist das Sherpa-Projekt NepalHilfe Tirol. Nepalesische Sherpas, Frauen wie Männer, haben die Möglichkeit, auf Schutzhütten und Berggasthöfen in Tirol all das zu lernen, was sie für die Bewirtschaftung einer Berghütte bzw. Lodge im Himalaya benötigen. Das ist keinesfalls eine touristische Einbahnstraße, denn die Sherpas bringen viel Buntheit in unsere Berge, auch was die Kulinarik anbelangt.
Konditionswunder, Motivator, Multiplikator
Peter Habeler, Extrembergsteiger aus dem Zillertal, hat schon zu Lebzeiten Legendenstatus erreicht. Als Bergführer, Vortragender und begehrter Gesprächspartner in Diskussionsrunden ist er ein unermüdlicher Botschafter für das Bergsteigen in den Alpen. Breitenwirkung erreicht er zudem dadurch, dass er immer wieder Persönlichkeiten aus Politik, Kirche und Wirtschaft auf hohe Berge mit klingenden Namen führt.
Als Meinungsbildner, auf den gehört wird, setzt er sich für die Sicherheit am Berg sowie für den Schutz der alpinen Landschaft und Umwelt ein. Zu seinen Anliegen zählen zudem die Unterstützung kleiner Berggemeinden bei der Weiterentwicklung alpintouristischer Angebote oder die Motivation älterer Menschen zur Bewegung am Berg. Für das Letztere hat er mit der Durchsteigung der Eiger Nordwand anlässlich seines 75. Geburtstags ein pointiertes Statement gesetzt.
Extremkletterer, Bezwinger aller 8000er, Museumsgründer
Reinhold Messner ist einer der großen modernen Pioniere des Bergsteigens und einer der prominentesten Botschafter für seine engere bergsteigerische Heimat, die Dolomiten. Diese dienten ihm schon früh als alpine Spielwiese, die er bereits als Bub in weiten Alleingängen über Jöcher und Grate erkundet hat. Aus seinem breiten Wirken für den alpinen Tourismus möchte ich mit dem Messner Mountain Museum eines seiner Lebenswerke herausgreifen. An sechs Standorten – fünf in Südtirol, einer in Venezien – bietet er umfassende Einblicke in die Welt der Berge und des Bergsteigens, von den Alpen bis in den Himalaya.
Dazu kommt die kaum übersehbare Zahl an Büchern, von denen viele dazu einladen, die Alpen und speziell die Dolomiten zu besuchen. Nicht zu vergessen seine Rolle als begnadeter Performer und Geschichtenerzähler, in der er vielen Menschen, insbesondere Gästen, das Thema Berg auf eindrucksvolle und sehr persönliche Weise nahebringt.
Zusammenschau der touristischen Effekte
Die positiven Auswirkungen der österreichischen Mount Everest Expedition 1978 auf den Bergtourismus in den Alpen sind zweifelsohne vielfältiger, als hier am Beispiel von drei Persönlichkeiten dargestellt werden kann. Jedenfalls zählen dazu folgende Rollen bzw. Effekte:
- Positive Imageträger: Aufbauend auf ihren Leistungen und Werthaltungen sowie dank ihres Engagements in der Öffentlichkeit.
- Meinungsbildner und Multiplikatoren: Aktive Botschafter für den Bergtourismus, die weite Bevölkerungskreise ansprechen.
- Unternehmer im Tourismus: Gründung eigener Unternehmen (Beratung, Dienstleistung, Produktion) mit Bezug zum Bergtourismus.
- Wissensvermittler: Bereitstellung und Dokumentation von einschlägigem Wissen in Form von Vorträgen, Führungen, Büchern, Filmen, Museen.
- Entwicklung bergtouristischer Angebote: Anregungen sowie Mitwirkung bei der Entwicklung konkreter Angebote in Berggemeinden.
- Impulsgeber für internationale Entwicklungsprojekte: Initiatoren bei internationalen Entwicklungsprojekten mit Bezug zum Tourismus, die positiv auf die Alpen zurückstrahlen.
- Visionäre: Persönlicher Einsatz für eine nachhaltige touristische Entwicklung in den Alpen und den sorgsamen Umgang mit der alpinen Landschaft.
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