Awards – Flut oder Segen?
Dem engagierten Touristiker und aufmerksamen Beobachter des touristischen Geschehens fällt auf, dass in den letzten Jahren mehr und mehr Auszeichnungen, Preise oder – auf neudeutsch – „Awards“ ausgeschrieben werden. Da fällt schon fast die Wahl schwer. Wo soll ich mich bewerben? Welcher Wettbewerb ist ein Muss? Lohnt sich die Bewerbung überhaupt? Geht mit der Auszeichnung eine entsprechende Aufmerksamkeit einher? Awards in Österreich aktuell – Flut oder Segen?
Awards, also Ehrungen, die Personen, Gruppen oder Organisationen für herausragende Leistungen in einem bestimmten Bereich erhalten, häufen sich in Österreich, zumindest in meiner subjektiven Wahrnehmung. Dem Hotelier, Destinationsmanager oder anders gearteten Projektträger bieten sich unzählige Einreichmöglichkeiten: Innovative Tourismusprodukte und Initiativen messen sich bei den Tourismustagen der Landestourismusorganisationen, herausragende Kampagnendesigns, Werbeideen u.ä. können bei diversen Werbepreisen ihre Anerkennung finden. Bundesministerien ehren Vorzeigeprojekte und vergeben Staatspreise für Tourismus, Innovation, Architektur, Nachhaltigkeit, Marketing, Werbung und PR. Die Wirtschaftskammer sowie mehrere Vereinigungen und Verbände zeichnen Betriebe für besondere Leistungen aus, zudem sichern sich Unternehmen durch Ideenwettbewerbe die Aufmerksamkeit der Touristikern und der Öffentlichkeit, wie dies heuer die Bank für Tirol und Vorarlberg (BTV) mit WOHIN 2010, ihrem erstmals vergebenen Tourismuspreis für Tirol und Vorarlberg, versucht.
Damit sind wir auch schon bei der Begründung für die zahlreichen ausgeschriebenen Preise: Aufmerksamkeit! Zum einen natürlich für die Einreicher, Gewinner, Nominierten, zum anderen – auch das ist nicht zu unterschätzen – für die ausschreibende Organisation. Schwierig wird es nur, wenn aufgrund der steigenden Anzahl an Preisen nicht mehr die gewünschte Aufmerksamkeit erzielt werden kann. Oder auch eine kritische Zahl an Einreichern nicht mehr erreicht wird. Oder die Einreichungen den Kriterien nicht mehr entsprechen. Was dann?
Preise verleihen um des Verleihens Willen ist in meinen Augen nicht der richtige Weg. Es ist Mut gefragt! Mut, in einer Kategorie auch einmal keinen Preis zu vergeben, wenn die Qualität der Einreichprojekte nicht den gestellten Anforderungen entspricht. Mut, einem Wettbewerb einen neuen Namen zu geben, weil etwa auf Landesebene nicht laufend echte Innovationen in allen möglichen Kategorien vorzuweisen sind. Oder auch Mut, den Austragungsmodus zu überdenken und einen neuen Rhythmus einzuführen. Der Staatspreis für Tourismus wird auch nur alle zwei Jahre verliehen. Die kritische Masse an echten Top-Projekten gibt es offensichtlich auch bundesweit nicht jedes Jahr!
Wie immer man zu all den Awards stehen mag, ein positiver Effekt ist sowohl dem Ausschreiber als auch dem Einreicher bzw. Sieger sicher. Für mich liegt dieser vor allem im Innenmarketing – schließlich sind in „ausgezeichneten“ und damit stolzerfüllten Destinationen oft eine besondere Motivation und ein besonderer Schwung feststellbar. Und nicht zuletzt fühlt sich auch der Gast bestätigt, wenn das Tourismusprodukt, für das er sich entscheidet, mit einem Award ausgezeichnet wurde.
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