Tourismuswirtschaft – verschont von der Finanzkrise?
Angesichts der täglich neuen Horrormeldungen über die globale Finanzkrise ist es doch ziemlich verwunderlich, dass die Tourismuswirtschaft bislang so wenig betroffen war und teilweise sogar mit Schlagworten wie „Arbeitskräftemangel“ und „gute Buchungslage in der kommenden Wintersaison“ auf sich aufmerksam machte. Experten sind sich einig, dass die heutige Wintersaison wahrscheinlich durchaus gute Ergebnisse zeigen wird. Für den kommenden Sommer sind die Erwartungen gemischt, allerdings gibt es einige hoffnungsvolle Indizien, dass vor allem Gäste aus Nahmärkten Österreich in vermehrtem Umfang frequentieren werden und es daher Grund zu verhaltenem Optimismus gibt.
Neben der Betrachtung der touristischen Aussichten aus dem Blickwinkel der Nachfrage sind derzeit jedoch auch gravierende Einflüsse aus der Änderung der Finanzierungsumgebung zu erwarten:
- Das mangelnde Vertrauen der Banken zueinander hat – trotz der massiven Anstrengungen der Regierung um funktionierende Finanzmärkte zu schaffen – zu einer wesentlichen Erhöhung des sogenannten Liquiditätsaufschlages geführt, der vor allem langfristige Finanzierungen spürbar verteuert. Da die Tourismuswirtschaft – bedingt durch die überwiegend lange Lebensdauer der Immobilien – fast ausschließlich Bedarf an langfristigen Finanzierungen hat, ist für die nächsten Monate und möglicherweise auch für einen längeren Zeitraum mit Finanzierungskonditionen zu rechnen, die deutlich über den veröffentlichten Euribor-Sätzen liegen.
- Die Ansprüche der Banken an die Projektdokumentation und die Erfolgsaussichten der Vorhaben sind deutlich gestiegen.
- Derzeit ist langfristiges Geld nicht nur teuer sondern auch kaum mehr verfügbar, so dass Finanzierungswünsche für eine Laufzeit von mehr als fünf Jahren nur mehr widerwillig und gar nicht erfüllt werden. Das hat auch dazu geführt, dass sich in den letzten beiden Monaten Finanzierungsanträge für Projekte gegenüber dem Vorjahr halbiert haben.
Neben diesen wenig ermutigenden Rahmenbedingungen sind jedoch auch positiv stimmende Aspekte sichtbar:
- Der gerade in Österreich auf der Leistungsbereitschaft von vielen Familien beruhende Wirtschaftszweig hat sich schon bisher durch überdurchschnittliche Krisenfestigkeit ausgezeichnet. Die Einsatzfähigkeit und Kreativität der Unternehmerfamilien lassen – wie schon oft in der Vergangenheit – in Notsituationen weit überdurchschnittlichen Leistungen und damit wirtschaftliche Stabilität erwarten.
- Die Verteuerung betrifft ausschließlich neue Kredite. Finanzierungen, deren Verträge vor Mitte des heurigen Jahres abgeschlossen wurden, sollten von der Verteuerung nicht betroffen sein. Im Gegenteil: Da der Zinsparameter Euribor sinkt und die Inflation zugenommen hat, sind für viele Wirtschaftstreibende sogar sinkende Realzinsen wahrscheinlich.
- Die Verbesserung der Eigenkapitalbasis, die in den vergangenen, wirtschaftlich guten Jahren gelungen ist, erleichtert es mehrere schlechte Jahre zu durchtauchen.
- Gerade in den beiden letzten Jahren wurden bei weitem überdurchschnittliche Investitionen verzeichnet. Wenn jetzt für ein oder zwei Jahre die Investitionen zurückgenommen werden, wird die damit verbundene Konsolidierung den Bilanzen guttun, wenn auch das Bau- und Baunebengewerbe den Rückgang der Aufträge schmerzlich zu spüren bekommen wird.
- Es ist zu hoffen und zu erwarten, dass in den nächsten Monaten die Massnahmen der europäischen Regierungen greifen und die Finanzmärkte wieder flüssig werden. Dann können notwendige Investitionen auch wieder finanziert werden.
- Speziell für die Tourismuswirtschaft entwickelte Maßnahmen, die schon im Regierungsübereinkommen vorgesehen sind (Erhöhung des Haftungsrahmens, Ausweitung des Finanzierungsvolumens etc.) werden ein Übriges tun, um die Bedingungen für Finanzierungen zu verbessern.
Turbulente Rahmenbedingungen kommen im nächsten Jahr auf die Unternehmen zu. Es lohnt sich jedenfalls, die Entwicklungen sehr genau zu verfolgen. Investitionen sollten jedenfalls genau geplant und nur dann verwirklicht werden, wenn ein deutlich positiver Effekt auf das Betriebsergebnis zu erwarten ist. Traditionelle und neue Finanzierungskonzepte setzen den wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen voraus. Dieser ist und bleibt der Garant für den Zugang zu Finanzmitteln und eine erfolgreiche Zukunft.
Die Österreich Werbung stellt laufend Studien, Berichte, Presseaussendungen und Links zum Thema Finanz- und Wirtschaftskrise ins Netz!
Veranstaltungstipp dazu: Beim 2. Tourismusgipfel auf der Hohen Mut in Obergurgl, am Dienstag, 3. März 2009, ab 10 Uhr werden Tourismus- und Medienexperten zum Thema diskutieren: “ Crisis? What Crisis? Sagt der Tourismus die Krise ab? “ Am Podium werden neben Chefredakteuren führender österreichischer Medien (u.a. Michael Lang, APA; Christopher Norden, Tourist Austria; Alois Vahrner, Tiroler Tageszeitung) auch Touristiker wie Wien Tourismus Chef Norbert Kettner, Seilbahner Jack Falkner oder Tirol Werbung GF Josef Margreiter erwartet.
Der schwerste Finanz- und Wirtschaftssturm seit den 1930er Jahren hat den wirtschaftlichen Optimismus der vergangenen Jahre vielfach hinweggefegt. Längst hat die Krise ganze Nationen und Industriezweige erfasst, die Diskussionen rund um Kostendruck, Kurzarbeit und Abwanderung von Produktionsstätten ist allgegenwärtig. Zweifellos offenbart sich jetzt der Wert der österreichischen Leitbranche „Tourismus“ so deutlich wie nie zuvor. Die indirekte Exportwirtschaft, die ihre Kunden in aller Welt findet, um die direkte Wertschöpfung vor Ort zu sichern, wird zunehmend auch von der Bevölkerung als Wohlstandsmotor begriffen. Der im Tourismus geprägte Begriff vom starken Land, bestätigt sich derzeit in der harten Realität einer globalen Wirtschaftskrise. Das „starke Land“ zeigt seine touristischen Muskeln und setzt der Krise – auf Basis nach wie vor guter Buchungsstände – seine anhaltende Konjunktur als Sehnsuchtsland vieler Gäste aus aller Welt entgegen.
ABER…
Ist dieser Optimismus angebracht? Wird der österreichische Tourismus zu einem stabilisierenden Anker im schweren Wirtschaftsturm? Was sagen Analysen, was denken Experten, was fordern die Fachleute?
Der Besuch des Tourismusgipfel Hohe Mut im Ötztal ist nur über persönliche Einladung möglich. Nähere Informationen gibt es bei Ötztal Tourismus.
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