8. Juni 2010 | 10:25 | Kategorie:
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Wo Hängebrücken Geister spalten

Raiffeisen Skywalk

Raiffeisen Skywalk

Wie weit darf man in der „Inszenierung“ der Alpen gehen? Wieviel Superlativ brauchen die Berge, um im globalen Wettbewerb zu punkten? In der Schweiz scheiden sich die Geister beispielsweise an einem Hängebrücken-Projekt in der Region Sattel-Hochstuckli (Schwyz), was der ARD-Tagesschau kürzlich einen eigenen Beitrag wert war. Die Bergbahnen investieren massiv in den Ausbau von Attraktionen: wo die Grenzen des Wachstums im Winter deutlich zu spüren sind, will man in der warmen Jahreszeit wieder verstärkt um Gäste werben. Und die, so die Erkenntnis der Touristiker, schätzen die Berge und ihre Naturschönheiten – solange sie bequem erreichbar sind und beeindruckende Erlebnisse bieten. Einen Superlativ in Form einer langen Hängebrücke beispielsweise. Naturschützer stemmen sich dagegen und pochen auf Erlebnis pur – auch im Tourismus. Doch wissen wir seit den 1980er Jahren, dass diese Form den „sanften Tourismus“ uns weder die Umsätze noch die Auslastung bringen, auf die zahlreiche Regionen wirtschaftlich angewiesen sind.

9. Juni 2010, 0:01

Ich finde es gut, dass die Bergbahnen versuchen durch Investitionen auch den Sommertourismus anzukurbeln. Es muss einfach was geschehen und wieso sollten wir in der Nähe der Seilbahnen nicht solche spektakulären Attraktionen anbieten? Wer sonst hat von Natur aus diese tollen Vorraussetzungen? Also…weiter so!

9. Juni 2010, 9:33

Es ist geradezu überlebenswichtig für so manche Bergbahn, daß Attraktionen geschaffen werden, womit sonst will man Gäste im Sommer auf den Berg bringen. Einigen Naturschützern sollte einmal ein Blick in die Bücher gestattet sein, oder billigen Sie, daß bei so mancher Bahn laufend öffentliches Geld (von uns allen)zugeschossen werden muss. Aber das interessiert offensichtlich viele nicht. (- ist ja nicht direkt meins)
Hoffentlich kommt noch so manche Attraktion dazu.

9. Juni 2010, 11:20

Ich arbeite selber in der Tourismusbranche und bin der Meinung, für Gäste sollte man schon mal was Besonderes bieten, denn nur intakte Natur alleine ist leider schon lange kein Plus mehr. Allerdings ist es wirklich eine Gratwanderung – soll alles was möglich ist, auch umgesetzt werden? Eine Hängebrücke ist wahrscheinlich noch harmlos – schließlich gibt es die auch in Nepal, wenn auch in einer natürlicheren Form. Aber bedenklich wird es, wenn man den Normaltouristen vorgaukelt, in hochalpinen Lagen sei es wie unten im Tal. Außerdem gilt es auch unsere Mitbewohner (sprich Tiere und Pflanzen) in die Rechnung mit einzubeziehen. Wie lange ist die Natur noch faszinierend, wenn wir immer nur ausnutzen und stören? Ich freu mich jedesmal, wenn ich beim Wandern ein Wildtier zu sehen kriege. Aber wo hunderte rumlatschen sieht man wahrscheinlich gar nix mehr. Was mir wichtig ist – immer mit Maß und Ziel und so schonend wie möglich.

10. Juni 2010, 13:02

Hier sollten wir Österreicher garnicht soweit schauen.
So z.B. auf der Sonnenterasse Serfaus-Fiss-Serfaus oder in der Schladming-Dachstein wurden bereits Sommerinfrastrukturen von den Bergbahnen geschaffen, gemeinsam mit den örtlichen Tourismusverantwortlichen und über Cardsystemen dem anwesenden Gast vergünstigt angeboten.
So wie Bergbahnen auch im Sommer Grundauslastung benötigen, ist die Tourismuswirtschaft daran interessiert ganzheitliche sowie nachhaltige Sommerangebote als Paket anzubieten. – Unsere Gäste bestehen nicht mehr alleine aus dem 7 Stunden-Fussgeher (bequem), sondern auch dem Hightech-Sportagilen-Multiplayer, der sehr wohl den Reiz der Landschaft & Einheimischen genießen, bei dem aber der Faktor Zeit bereits eine berechenbare Größenordnung in der Urlaubsplanung bedeutet. Soll heißen ein guter Mix aus Aufstiegshilfen und abenteuerliche Spielwiese ist ebenfalls eine ernstzunehmende Zielgruppe.
Sanfter Tourismus = null Tourismus!

14. Juni 2010, 21:13

Infrastrukturelle Einrichtungen zur Attraktivierung des Sommers sind wohl wichtig aber in letzter Konsequenz auch nicht immer der Weisheit letzter Schluß. Wer jemals ein Wandererlebnis in Bergregionen gesucht hat, das einer heftigen Nutzung im Winter unterzogen wird (etwa Kitzbühel und Umgebung) der wird bald nach Wandern in mehr oder weniger unbeeinflußter Natur (etwa Nationalpark Hohe Tauern) suchen, wo doch die Berge noch so ausschauen, wie der liebe Gott sie geschaffen hat.

Wir brauchen also kein entweder/oder sondern ein sowohl als auch. Wir brauchen erschlossene Zonen, wo durchaus das eine oder andere Stück der Natur zu opfern sein wird, um wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Im Interesse der Erhaltung der Natur ist jedoch unbedingt darauf Wert zu legen, dass auch Naturlandschaften erhalten bleiben, die auch für künftige Generationen unverfälscht bleiben sollen.

15. Juni 2010, 8:57

Natürlich geht es – wie immer – um ein miteinander, aber hier gehts auch um die touristische Sommernutzung und Attraktivierung von bereits erschlossenen Bergen und somit auch und ganz besonders um die Wirtschaftlichkeit der betroffenen Bahnen. Gerade im zitierten Kitzbühler Bereich findet man genügend Berge, die touristisch ( durch Bergbahnen) nicht erschlossen sind und auch so bleiben sollen. Aber es interessiert heute nicht mehr soviele Gäste auf einen Berg zu fahren, einen schönen Rundumblick zu haben und dann über hocherschlossene Strecken zu laufen und damit ein Erlebnis zu verknüpfen.

15. Juni 2010, 9:00

Natur schützen ist genauso wichtig wie Natur nützen. Die Ausgewogenheit zwischen Ökologie und Ökonomie (Franz Hartl: sowohl als auch!)muss aber vor allem „vorort“, also von den Einheimischen als Gastgeber definiert werden. Das ist dann praktizierte Authentizität im Angebot, also gelebte Bodenständigkeit und Ehrlichkeit. Diese zu finden ist wiederum Aufgabe der Kommunalpolitik. Die Meinung der Experten wird in dieser Hinsicht oft zu sehr von der eigenen, also subjektiven Einstellung (persönlicher Lebensstil) geprägt und ist daher für ein regionales Selbstverständnis selten wirklich repräsentativ.

15. Juni 2010, 9:04

Touristische Nutzung oder Naturerlebnis – es gibt kein entweder oder, sondern nur ein sowohl als auch. Wo Einrichtungen geschaffen werden, um die Schönheit unserer Gegend breiterem Publikum zu erschließen oder um Anziehungspunkte für Gäste zu schaffen, sind gleichzeitig Maßnahmen zu treffen, die verletzte Natur wieder herstellen. Dafür sorgen die Auflagen der Behörden und wohl auch der eigene Verstand der Touristiker. Man muß sich dazu auch vor Augen halten, daß eine Bergsteigerhütte in den Hohen Tauern kein geringerer Eingriff in die Natur ist, als vielleicht eine Hängebrücke über ein Tal. Und die Bergsteiger, die den Groß Venediger stürmen bringen in der hochsensiblen Vegetation des Hochgebirges vielleicht mehr Schaden als eine Gruppe Reisebustouristen, die mit der Gondelbahn auf den Hahnenkamm fährt und auf vorgesehenen Wegen spaziert. Lieber Herr Hartl, ich lade Sie herzlich ein, mit mir in der herrlichen Kitzbüheler Bergwelt zu wandern und Naturerlebnisse, wie man sie sich nur wünschen kann, zu haben.

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