25. Mai 2010 | 16:55 | Kategorie:
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Was lange währt wird endlich gut!

Seit kurzem liegt nun also die ÖHV-Destinationsstudie 2010 vor: Mit gewohnter Darstellung der Performance in der Destinationskarte, umfangreichem Tabellen- und Kennzahlenteil sowie Expertenbeiträgen und Analysen im Vorspann. Was besonders erfreulich ist und warum ich obigen, zugegebenermaßen provokanten Titel für diesen Beitrag gewählt habe, findet sich in den Eingangsworten zur diesjährigen Destinationskarte: In der ÖHV-Destinationsstudie 2011 soll es erstmals einen 5-Jahresvergleich geben!

Wie zahlreiche andere Touristiker habe ich den 1-Jahresvergleich stets mit Interesse aber doch kritisch betrachtet, da seine Aussagekraft ganz klar beschränkt ist. Positive Sondereffekte wie Sport- oder Kulturgroßveranstaltungen können das Bild leicht verzerren, daneben nehmen Wetterkapriolen, die wirtschaftliche Situation in wichtigen Quellmärkten oder die Schließung von Großbetrieben zwecks Umbau Einfluss auf die dargestellte Destinationsperformance. Die Gewinner sind diesmal in meinen Augen jene, die trotz negativer Einflussfaktoren gute Ergebnisse einfahren konnten oder jene, die positive Sondereffekte bestmöglich genützt haben (schon klar, dass das alles nicht so einfach darstellbar ist). In der nächsten Destinationsstudie werden es wohl jene mit der besten Entwicklung in den letzten fünf Jahren sein, was Trends erkennen lässt und die Aussagekraft verstärkt.

Wie auch der diesjährigen Destinationsstudie zu entnehmen ist, gilt es die Ursachen für die positive oder negative Performance einer Destination zu untersuchen und – wo möglich – an den geeigneten Schrauben zu drehen. Eine Herausforderung ist das nicht nur für die „neueren“ oder schwächeren, sondern vor allem für die etablierten und seit langem erfolgreichen Destinationen. Denn in tourismusintensiven Regionen wirken sich Einzelerfolge oder neue, wertschöpfungsstarke Betriebe und Attraktionen in viel geringerem Ausmaß auf das Gesamtergebnis aus. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass sich unter den Top Performern – und in hohem Ausmaß auch unter den guten Performern – viele traditionell starke (meist Winter-) Destinationen finden, die durch konsequente Weiterentwicklung ausgezeichnete Ergebnisse erzielt haben, die auch eine EURO 08 nicht verfälschen konnte.

Das ist mein Fazit zur diesjährigen Destinationskarte: Auch wenn die plakative Darstellung mit ihren roten, orangen, gelben und blauen Flecken Kritik hervorrufen mag, schafft sie doch einen wertvollen Überblick über die Ist-Situation in Österreichs Destinationen, führt uns die Starken, Mittelstarken und Schwächeren des vergangenen Jahres vor Augen und gibt Anlass zur Selbst- und Fremdanalyse. Die vorgesehene Umsetzung des 5-Jahresvergleichs wird den Wert der ÖHV-Destinationsstudie noch erheblich steigern.

Was gibt es sonst aus der Destinationsstudie 2010 zu berichten?

  • Die Analyse der Online-Hotelbewertungen, die einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Kaufentscheidung nehmen, zeigt ein erfreuliches Bild und eine hohe Zufriedenheit der Gäste, die ihren Urlaub in Österreich verbringen.
  • Die Übernachtungen bzw. Umsätze lassen sich großteils den in der Österreichischen Tourismusstrategie definierten USP Alpen (69 % bzw. 46 %), Donau (umfasst Flüsse, Seen, Thermen: 17 % bzw. 19 %) sowie Städte & Kultur (13 % bzw. 32 %) zuordnen.
  • Die Analyse der Tourismusintensität ergänzt die Destinationskarte und sie unterstreicht das differenzierte Bild der österreichischen Destinationslandschaft.
  • In der Reisestromanalyse der deutschsprachigen Alpenländer ist Österreich im Zeitvergleich 1998 bis 2008 der Gewinner bei der Ausschöpfung des Heimmarktes, liegt bei den Gästen aus Großbritannien gemeinsam mit der Schweiz nach wie vor an der Spitze, musste jedoch beim Markt Frankreich die Spitzenposition an die Schweiz abgeben.
  • Die Region Neusiedlersee hat als „Modellregion Tourismusnetzwerk Neusiedlersee“ einen spannenden Prozess durchgemacht.
  • Transformation ist eine Grundvoraussetzung für die Wahrnehmung von Chancen im Tourismus.
  • Destinationsentwicklung in Österreich: Dieser Beitrag, den Martina Gratl und ich selbst eingebracht haben zeigt, dass trotz der durchaus erfolgreichen Destinationsentwicklung nach wie vor Optimierungsbedarf besteht, wenn der österreichische Tourismus ein höchstmögliches Maß an Effizienz und Schlagkraft erreichen will.

In diesem Sinne: Die Lektüre der ÖHV-Destinationsstudie 2010 lohnt sich allemal und ich freue mich schon auf die 5-Jahres-Destinations-Analyse 2011!

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