3. Dezember 2008 | 12:00 | Kategorie:
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Wirtschaftsmotor Tourismus?

Gerade in Zeiten, wo Rezessionsängste und schlechte Konjunkturprognosen die Medien domieren, stellt man sich die Frage, welche Rolle der Tourismus für die Sicherung der regionalen Wertschöpfung und die Sicherung der Arbeitsplätze spielt.

Eine soeben veröffentlichte Untersuchung des Institut für Freizeit- und Tourismusforschung hat sich mit der Frage auseinandersetzt, ob und wie die wirtschaftliche Abhängigkeit vom Tourismus im Bewusstsein der österreichischen Bevölkerung verankert ist. Das Ergebnis:

  • ein Großteil der Bevölkerung ist sich der Abhängigkeit von den Entwicklungen des Tourismus durchaus bewusst;
  • die Tourismusgesinnung ist in den westlichen Bundesländern stärker ausgeprägt als im Osten Österreichs;
  • das Interesse für touristische Themen ist in der österreichischen Bevölkerung in überraschend hohem Ausmaß gegeben;

Nähere Informationen: www.freizeitforschung.at

5. Dezember 2008, 16:06

Eine Chance für die Branche

Warum sich die öffentliche Wahrnehmung des heimischen Tourismus in Zeiten globaler wirtschaftlicher Verunsicherung verbessern wird – vier Thesen.

Der bekannte österreichische Wirtschaftspublizist Engelbert Washietl brachte es dieser Tage unter dem Titel „Schonfrist für den Tourismus“ auf den Punkt. Österreich bleibe auch angesichts der globalen Wirtschaftskrise vorerst ein Reiseziel mit Konjunktur, für ein wichtiges Standbein der österreichischen Wirtschaft gelte damit Entwarnung. Tatsächlich deutet vieles darauf hin, dass – wie es auch das chinesische Schriftzeichen impliziert – die Krise immer auch eine Chance bedeute. Und auch die interne Sprachregelung, der sich die Branche derzeit verschrieben hat, und die auf Optimismus für die aktuelle Krisenbewältigung setzt, scheint damit mehr als gerechtfertigt.

Die Wirtschaft verändert die Perspektive. In den vergangenen Wochen wurden die verheerenden Auswirkungen der schwersten Finanzkrise seit 1929 ausführlich beschrieben. Der schier unglaubliche Finanz-Tsunami schwappte nicht nur rund um den Globus, sondern wirbelte auch die Welt des Investmentbankings gehörig durcheinander. Experten rund um die Welt sind sich einig: Die derzeitigen Vorgänge werden den Kapitalismus des 21. Jahrhunderts grundlegend verändern. Gemeint ist damit wohl auch jene Tatsache, dass Managergehälter in der Vergangenheit explodierten, Lohnquoten hingegen im Vergleich zur Profitquote dramatisch fielen. Die vorherrschende Marktideologie wurde bis in die letzten Absurditäten ausgetestet, das Pendel – so Experten – werde zurück schwingen, die Rückkehr zu einem vernünftigem Maß scheint gesichert. „In Zukunft“, so glaubt auch Personalberater Othmar Hill, „wird es viel mehr um den Gemeinnutzen gehen und nicht um den Einzelner.“ Das Umdenken in der Weltwirtschaft werde neue Erfolgsbemessungskriterien hervorbringen, der Nachhaltigkeitsgedanke – etwa Arbeitsplatzsicherung und Innovationen – bekämen einen höheren Stellenwert.

Der Tourismus wird neu wahrgenommen. Vor dem Hintergrund dieses sich anbahnenden Paradigmenwechsel, dem Abrücken von reinen wirtschaftlichen Egoismen hin zu stärkeren volkswirtschaftlichen Perspektiven, wird auch der heimischen Tourismuswirtschaft jener Stellenwert zuzuschreiben sein, die der Branche gebührt. Gerade in Zeiten, in denen ganze Industriezweige aufgrund des immer schärfer werdenden Kostendrucks permanent von Billigproduktion und die damit einhergehende Abwanderung von Produktionen geprägt sind, kann und muss die alpine Tourismuswirtschaft in anderem Licht betrachtet werden. Die Tourismuskritik aus den 1980er Jahren verhallt, angesichts der Tatsache, dass Tiroler Tourismus nun mal nicht abwandern kann, eben nur hier „produzierbar“ ist und mit seiner Wertschöpfung auch den Wohlstand vieler angelagerter Branchen in Tirol sicherstellt. Der Argumente rund um den vielzitierten Tourismus als „Wohlstandsmotor“ sind zwar beileibe nicht neu, fallen in Zeiten der globalen Wirtschaftskrise aber auf fruchtbareren Boden. Tatsächlich werden die Wohlstandeffekte, die der kleinteilige und von Familienstrukturen geprägte Tourismus unserem Land bringen, heute von vielen erst in vollem Umfang begriffen.

Tirols Tourismus innoviert sich permanent. Tirols Aufstieg zum führenden Urlaubsland der Alpen ist von Pionieren geprägt, die mit Weitblick und höchster Innovationskraft diese Erfolgsgeschichte ermöglichten. Auch diese Erkenntnis setzt sich in breiten Bevölkerungskreisen erst langsam durch. Eine Tourismusdiskussion unter dem Titel „High Tech versus Hüttenzauber“ vor wenigen Wochen in Innsbruck mag dafür exemplarischer Beleg sein. Längst ist es eben nicht mehr der Gegensatz zwischen „intelligenter“ Industrie und „bodenständigem“ Tourismus, längst haben sich höchst innovative Symbiosen entwickelt, die Fachleute und Publikum in gleichem Maße faszinieren. Der Erfolg der in Wattens beheimateten Kristallwelten mag hier exemplarisch zitiert sein. Und wenn deren Chef Andreas Braun im Rahmen der angesprochenen Diskussion davor warnt „…nicht in die Vergangenheit zurückzujodeln“ dann ist dieses Statement auch Plädoyer für überraschende Allianzen. Gerade in Zeiten des sich verschärfenden Wettbewerbs der Regionen ist es mehr als sinnvoll, den hohen Wert und die internationale Bekanntheit der Tourismuslandes Tirol zu nützen, um die Vorzüge des gesamten Standortes zu kommunizieren. Wenn bei einem Wirtschaftskongress die Besucher angesichts einer Tiroler Hütte vorerst mit beliebten Klischees gelockt werden, schlussendlich aber durch die Fenster der Hütte in die Zukunft blicken und innovative Einsichten in das Wirtschaftsland Tirol und dessen Wissenschafts- und Bildungskompetenz erhalten – dann schließt sich ein Kreis, in dem sich der Tourismus im Kontext unterschiedlichster Industrien emanzipiert hat.

Der Tourismus hat den Umgang mit Krisen längst gelernt. Selbstverständlich wird die Wirtschaftskrise viele Verlierer in allen Branchen erzeugen. Die optimistische Grundhaltung der heimischen Tourismusbranche ist aber nachvollziehbar. Denn ohne die hohe Intelligenz in der permanenten Weiterentwicklung der Dienstleistung hätte gerade auch der Tiroler Tourismus nicht jene Erfolge feiern können, die gerade in den vergangenen Jahren Grundlage für unseren Wohlstand waren. Klimawandel, Einbrüche auf Kernmärkten, Aufbaue neuer Märkte, Internationalisierung der Gästeschichten, intelligente Vermarktungswege in neuen Medien – Antworten auf Krisen hat der Tourismus bisher immer zeitgerecht gefunden. Natürlich wird die Krise auch die Marktbereinigung vorantreiben – der Trend zu einerseits teuren Qualitätsangeboten aber auch andererseits zu billigen aber innovativen Urlaubsversprechen wird weiter zunehmen. Auf den Punkt brachte diese Entwicklung zuletzt der Tourismusberater Jakob Edinger anlässlich der Tourismusgespräche beim Mediengipfel in Lech: „Überkapazitäten werden verschwinden, am Ende aber profitiert der Kunde, weil die Angebote besser werden.“ Tatsächlich gibt es viele Anzeichen, dass Österreichs Tourismus in der Krise gute Karten hat. Große deutsche Reiseveranstalter setzen nicht umsonst auf die heimischen Angebote, zuletzt brachte FTI zusammen mit dem Tiroler Incomer Travel Partner einen neuen Österreich-Katalog auf den Markt. In Zeiten starker Verunsicherung, so glaubt auch Zukunftsforscher Andreas Reiter, wird die Suche nach heilen Urlaubswelten intensiver. „Das Bedürfnis“, so Reiter, „nach Nachhaltigkeit steigt. Gerade wo rundherum alles sehr unberechenbar ist, geht es beim Urlaub auch um die Werteebene.“ Gerade hier wird Österreich und Tirol mit neuen Produkten und Angeboten punkten können.

10. Dezember 2008, 22:16

Die heimische Fremdenverkehrswirtschaft geht scheinbar trotz permanenter Unkenrufe bezüglich der globalen und europäischen Konjunktur gar nicht so schwierigen Zeiten entgegen. Es ist gelungen, die Eigenkapitalausstattung anzuheben und so einen größeren Krisenpuffer zu haben, der es erlaubt Rückschläge besser abzufedern. Andererseits zeigen die Unternehmer sehr rasch, dass sie blitzartig reagieren können, wenn es sein muss: Die Neufinanzierungsanträge haben sich im letzten Monat fast halbiert und das lässt vermuten, dass ganz massiv auf Konsolidierung gesetzt wird.

Die in nächster Zeit wohl zu erwartende Zurückhaltung bei den Investitionen scheint insofern kein Problem zu sein, als die Investitionen der Vergangenheit jetzt drei Jahre auf Rekordniveau waren. Eine Zeit des Innehaltens ist da wohl schon angebracht und angesichts der gegebenen Vorzeichen der Weltkonjunktur auch zu empfehlen.

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