18. Januar 2010 | 11:15 | Kategorie:
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Frage der Perspektive

Wie gut der Tourismus hierzulande eigentlich aufgestellt ist, wird einem meist erst durch einen Perspektivenwechsel bzw. durch Vergleichsbeispiele bewusst, bei denen dies nicht in ähnlicher Form der Fall ist. Selbstverständlich gibt es auch bei uns dringenden Verbesserungsbedarf in einigen Bereichen und natürlich ist die neue österreichische Tourismusstrategie, an der derzeit unter Federführung des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend gearbeitet wird, unverzichtbar.

Doch was die grundsätzliche Organisation des Tourismus betrifft, die Strukturen des Destinationsmanagements, die Vernetzungen, die Möglichkeiten der Finanzierung und damit auch der politische Stellenwert des Tourismus, so kann man zweifellos von Wettbewerbsvorteilen sprechen, die wir besitzen und die es unbedingt zu halten und auszubauen gilt. Als ich kürzlich eingeladen war, die österreichische Tourismusstruktur und das Tiroler Destinationsmanagement in einer tschechischen Stadt vorzustellen, konnte ich mir das wieder einmal selbst vor Augen führen.

Auch auf der Seite der DiskussionsteilnehmerInnen gab es einige Aha-Erlebnisse. Der Destinationsgedanke und damit die gemeindeübergreifende Zusammenarbeit ist in der Tschechischen Republik noch wenig ausgeprägt. Meist fehlt überhaupt eine eigenständige Tourismusorganisation und wenn vorhanden, so mangelt es an Mitteln, um die zugeteilten Aufgaben – allem voran das Marketing – effektiv wahrzunehmen.

Damit bin ich schon beim zweiten großen Vorteil, den uns die tschechischen Nachbarn attestieren: Die Möglichkeiten zur Finanzierung der Tourismusorganisationen. Denn über die niedrigen Kurabgaben und Ortstaxen wird dort nicht genug Geld lukriert, sodass nach den Beiträgen für Veranstaltungen, Infrastruktur und Infobüro für das Marketing oder den Vertrieb fast nichts mehr übrig bleibt. Freiwillige Mitgliedschaft in Tourismusvereinen ist selten, eine gesetzliche Regelung zu Pflichtbeiträgen aller Unternehmen wie in Tirol überhaupt nicht vorstellbar. Dabei gibt es auch zahlreiche Parallelen zwischen dem tschechischen und dem österreichischen Tourismus! Bei den Rahmenbedingungen besteht hier wie dort Handlungsbedarf, wenn auch auf unterschiedlichem Niveau und in unterschiedlicher Form und Intensität.

18. Januar 2010, 13:25

Es ist Peter Haimayer beizupflichten: vor allem die über Jahrzehnte gewachsenen und in den vergangenen zehn Jahren vielfach professionalisierten lokalen und regionalen Tourismusstrukturen sind ein unbestrittener Wettbewerbsvorteil. Wenn es uns jetzt noch gelingt, ein schlagkräftiges Organisationsmodell zu entwickeln, in dem die Ebenen der Destinationen, der LTOs und der ÖW noch besser aufeinander abgestimmt werden, sind wir einen bedeutenden Schritt weiter. Hier gilt es, die vorhandenen Ressourcen (und das ist nicht nur Geld, sondern beispielsweise auch (Marken)präsenz in den Märkten) optimal einzusetzen. Denn die Mittel werden eher weniger denn mehr…

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