27. Dezember 2009 | 23:13 | Kategorie:
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Mit einem blauen Auge davongekommen

Der Kreditschutzverband hat die jährliche Insolvenzstatistik veröffentlicht und da gibt es einige Überraschungen. Das erste Jahr der Wirtschaftskrise hat „nur“ zu einem Zuwachs von rund 9 % bei den Unternehmensinsolvenzen geführt und ist mit 6.900 Firmenzusammenbrüchen knapp unter dem bisherigen Rekordjahr 2005 geblieben.Die Zusammenbrüche in der Hotellerie und Gastronomie sind weniger angewachsen als in der Gesamtwirtschaft und in der Freizeitwirtschaft waren sogar um 7 % weniger Pleiten zu verzeichnen als im Vorjahr. Mit rund 957 Verfahren wurde zwar wieder eine beträchtliche Anzahl von Insolvenzen registriert aber alle „gastro­nomischen“ Pleiten haben mit einer Insolvenzpassiva von EUR 188 Mio. nur etwas mehr an volkswirtschaftlichen Schaden verursacht als die größte Einzel­insolvenz. Zusammenbrüche in der Gastronomie sind ja vorwiegend auf kleine Lokale in den Städten und weniger auf große Hotelbetriebe in den touristischen Hochburgen zurückzuführen, sodass sich der Verlust für die Gläubiger mit knapp EUR 200.000 im Einzelfall in Grenzen hält.

Obwohl die Tourismusindustrie aufgrund ihrer dünnen Eigenkapitalausstattung immer als gefährdet gilt, hat sie das erste Jahr der Krise recht gut überstanden. Die Ursachen dafür sind wohl einerseits das ungewöhnlich niedrige Zinsniveau, das einer überwiegend kreditfinanzierten Branche eine unerwartete Entlastung bringt und andererseits die durchaus gute Nachfrage vor allem aus dem Inland und den umliegenden nahen Quellmärkten.

Darüber hinaus ist festzuhalten, dass gerade dort wo die Hotellerie ins Gerede kam – etwa bei der wirtschaftlichen Erfolglosigkeit der von der Hypo Alpe Adria finanzierten Hotelinvestitionen am Wörthersee und an den Stränden der Adria – die Ursache für die massiven Probleme nicht in der mangelnden touristischen Nachfrage zu suchen sind sondern in völliger Unfähigkeit in Planung, Konzeption und Projektmanagement. Kein noch so tüchtiger Hotel­manager wird ein Hotelprojekt zum Erfolg führen können, dessen Baukosten letztendlich um 40 % überzogen wurden und dessen Investitionskosten pro Zimmer auf rund 1,2 Mio. Euro (nicht Schilling) zu stehen kamen.

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