12. November 2009 | 23:59 | Kategorie:
1

Zweiter offener Brief zur Tourismusstrategie

Wenn es darum geht, die Österreichische Tourismusstrategie zu überarbeiten, sollten wir uns wichtige Grundsatzfragen zur Sicherung unserer regionalen Freizeitinfrastrukturen stellen:

…welche Defizite weist die touristische Basisinfrastruktur vor allem in den peripheren Regionen auf?

…welche Maßnahmen können und müssen in den nächsten Jahren gesetzt werden, um den heute gewohnten (und von den Gästen geschätzten) Standard halten zu können?

…und vor allem: wie koordinieren wir die Bedürfnisse des österreichischen Tourismus künftig mit der überregionalen Raumplanung als strategisches Steuerungsinstrument in der Infrastrukturpolitik?

Drastisch formuliert müssen wir, neben anderen, folgende Szenarien in unsere Planung mit einblenden:

  • Starkwetterereignisse, Transit und Finanzierungsproblematik belasten die Basisinfrastrukturen und machen deren Erhaltung und Modernisierung teuer und aufwändig. Der Tourismus, der vor allem in peripheren Gebieten ein wichtiges wirtschaftliches Standbein darstellt, könnte in seiner Existenzgrundlage gefährdet werden.
  • Vor allem im Umwelt- und Verkehrsbereich werden die Regionen tief in die Tasche greifen müssen, wenn verhindert werden soll, dass periphere Gebiete unbewohnbar werden, während die touristischen Ballungszentren vor dem Kollaps stehen.
  • Der Gesamtwert aller bisher in den Alpen errichteten Schutzbauten wird auf mehrere hundert Milliarden Euro geschätzt; es besteht die Gefahr, dass diese Bauten auf Grund ihres enorm hohen Instandhaltungsaufwandes zur Altlast für die kommenden Generationen werden.

Nur in einem grenzüberschreitenden, nachhaltigen Zusammenspiel der politischen und wirtschaftlichen Kräfte werden tragfähige und nachhaltige Lösungen für die Sicherung der alpinen Tourismus-Basisinfrastrukturen zu finden sein.

Touristische Zentren werden in den nächsten Jahren mehr denn je ihre Rolle als regionale Entwicklungsmotoren wahrnehmen müssen. Dies kann allerdings nur dann funktionieren, wenn die Träger des Wettbewerbs besser miteinander vernetzt und bereit sind, bei der Sicherung der regionalen Infrastrukturen Prioritäten zu setzen sowie auch einen entsprechenden Beitrag dazu zu leisten.

Wenn wir es in Österreich schaffen, die strukturellen Rahmenbedingungen für das Leben und Wirtschaften in den Regionen zu sichern, wird auch die Tourismuswirtschaft in den kommenden Jahren und Jahrzehnten gute Standortbedingungen vorfinden.

Dabei darf allerdings nicht vergessen werden, dass Natur und Umwelt die wichtigsten Standortfaktoren der Freizeitwirtschaft sind. Werden nachhaltige umweltpolitische Maßnahmen in den Regionen vernachlässigt, wird dem Tourismus sukzessive die Erwerbsgrundlage entzogen oder diese zumindest massiv beschädigt.

22. November 2009, 20:44

Die Sicherung und Weiterentwicklung der touristischen Basisinfrastruktur besitzt in der Diskussion um die Zukunft des Tourismus einen zentralen Stellenwert. Deshalb zählen Infrastrukturfragen zu den Kernthemen bei der Überarbeitung der österreichischen Tourismusstrategie. Vor diesem Hintergrund einige Erfahrungen zu drei Punkten im 2. offenen Brief von Ulrike Reisner.

Die überregionale Raumplanung ist zweifellos gefordert! Es gilt aber auch die Hausaufgaben auf der regionalen Ebene zu erledigen. Hier ist die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden sowie zwischen den Gemeinden und den Destinationsorganisationen ein Gebot der Stunde. Tirol z.B. besitzt dafür gute Voraussetzungen, sind doch die regionalen Planungsverbände auf weite Strecken deckungsgleich mit den räumlichen Aufgabenbereichen der jeweiligen Destinationsorganisationen. Damit das Zusammenspiel funktioniert braucht es aber mehr als amtliche Verordnungen. Es braucht insbesondere Führungspersönlichkeiten, die miteinander können und wollen und die gemeinsam am gleichen Strick ziehen. Wo dies der Fall ist, funktioniert die Sache. Leider gibt es aber auch Beispiele, wo aufgrund von Animositäten zwischen Gemeinden bzw. ihrer Repräsentanten die Nutzung der touristischen Potenziale und die Weiterentwicklung der Basisinfrastrukturen sträflich vernachlässigt werden.

Touristische Ballungszentren liegen im Berggebiet in der Regel in peripheren Regionen (z.B: Sölden, Ischgl, Lech), und zwar dort, wo beste Voraussetzungen für den alpinen Wintersport bestehen. Darum herum besteht eine Art sekundärer Peripherie mit touristisch meist weniger starken Orten. Und hier haben die Ballungszentren zweifellos die Aufgabe, Entwicklungsmotoren zu sein und Impulse für die selbstverantwortliche Weiterentwicklung der kleineren Orte zu liefern. Dank der Einbindung mehrerer benachbarter Gemeinden in ein Destinationsgebilde sind die organisatorischen Voraussetzungen dafür vielfach gegeben. Positive Beispiele sind das Ötztal mit der strategisch abgestimmten und die gesamte Destination einbeziehenden Entwicklung touristischer Infrastrukturen, oder das Montafon, wo gemeinsam an ganzheitlichen Lösungen für die Mobilität gearbeitet wird.

Die Bedeutung des Standortfaktors Natur und Umwelt dringt mehr und mehr ins Bewusstsein der Entscheidungsträger, wobei die bei den Gästebedürfnissen zu beobachtenden Trends nach Ursprünglichkeit, Regionalität oder Authentizität, aber auch die Bemühungen um die Belebung der Sommersaison diese Entwicklung begünstigen. Sie wird zudem unterstützt durch adäquate Initiativen wie die Angebotsentwicklung und Marktkommunikation für die Naturparke in Tirol oder die zunehmend engere Zusammenarbeit der Nationalparkorganisationen der Länder Kärnten, Salzburg und Tirol im touristischen Marketing.

Kommentieren

 
Ihre Daten werden im Rahmen der Kommentarfunktion gespeichert, darüberhinaus aber für keine weiteren Zwecke verwendet. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Kommentar zurücksetzen