„Lebensräume“ schaffen
Zuletzt konnten wir in diesem Blog ein paar sehr interessante Beiträge und Kommentare über den Zusammenhang von Tourismus und Lebensqualität lesen. Ob wir uns, wie in Franz Hartls oder meinem eigenen Beitrag zu den Auswüchsen des Massentourismus, von der negativen, oder – wie in Robert Rogners Einstandsartikel – von der positiven Seite nähern: Fakt ist, dass der Urlaub primär der Erholung und damit der, zumindest zeitlich befristeten, Verbesserung der Lebensqualität dient.
In der Presse stand gestern ein interessanter Beitrag einer Vortragenden beim Forum Alpbach, der sich mit der Notwendigkeit, gesündere Lebensräume zu schaffen, auseinandersetzt. Vieles von dem, was hier zu lesen ist, regt die Phantasie dahingehend an, wie der Tourismus „Lebensräume“ und damit Prototypen für den Alltag schaffen kann. Denn die Erhaltung der psychischen und physischen Gesundheit ist in einer Massengesellschaft, die den Auswüchsen der Globalisierung und Digitalisierung entgegenhalten muss, oberstes Gebot.
Dass das funktionieren kann, zeigt eine alltägliche Beobachtung: Wie verhalten sich Menschen, die eben aus dem Urlaub zurückgekehrt sind? Was kaufen Sie im Supermarkt? Wie kleiden sie sich? Wenn Sie genau hinsehen, werden Sie häufig feststellen, dass wir versuchen, etwas von diesem positiven „Urlaubsgefühl“ in den Alltag zu hieven. Das wäre doch ein spannendes Betätigungsfeld für den Tourismus, oder?
Danke für den kurzen Blog, der in der Tat ein spannendes Thema für einen Workshop ist, sofern die Sensibilität für innovative Entwicklung hinsichtlich der Transformation des Urlaubes in den Alltag besteht. Gruß aus Tirol.
Womit wir am historischen Ursprung des Tourismus wären …
Ursprüngliche Bedeutung des Tourismus:
In der Renaissance wurde die Landschaft wiederentdeckt … Es ist dies die historische Epoche, in welcher die Grand Tour entsteht –aus welcher das Wort Tourismus stammt – bzw. der Brauch, wonach sich die Jugend der europäischen Aristokratie nach Beendigung ihrer Studien auf eine lange Reise begab, lange vor allem in zeitlicher Hinsicht. Man denke z.B. an Johann Wolfgang von Goethe, der von 1786 bis 1788 durch sein ‚Arkadien‘ verreiste.
Der Zweck dieser Erfahrung war das Lernen, Orte in ihrer Wesenheit zu erkennen und wiederzuerkennen, war das Bestreben, sich von neuen Elementen „befruchten“ zu lassen, sich einer Identität zu entledigen, starr und bisweilen auch überheblich, erworben im Leben am immer selben Ort. Es hatte zum Zweck, sich für neue Möglichkeiten zu öffnen, für neue Sichtweisen auf das Leben und die Realität, sich selbst in einem neuen Licht zu sehen, sich geläutert wiederzuentdecken: eine wahrhaftige Erfahrung persönlichen Wachstums.
Jeder Ort ist in der Tat in der Lage, einige bestimmte Aspekte zu aktivieren, die in uns in der Form von reiner Möglichkeit angelegt sind. Nur die Erfahrungen bewerkstelligen den Übergang von der Möglichkeit in die Realität.
Dies ist die ursprüngliche Bedeutung des Tourismus.
R. Rio – R. Rogner, Der Kern als Schlüssel zur erfolgreichen Entwicklung
http://www.lighthome.institute | Der Kern als Schlüssel zur erfolgreichen Entwicklung, pag. 7/11
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