Wertschöpfung – oft ein Zahlenverwirrspiel
Wertschöpfung – Anhand von Berechnungen im Vorfeld von Sport-Großveranstaltungen habe ich in diesem Blog schon darauf hingewiesen, dass man einen Blick hinter medial kolportierte Zahlen werfen sollte. Heute war es dann wieder einmal soweit: Die ORF Nachrichten überraschten mich mit der Nachricht, dass die Universität Salzburg eine Wertschöpfung von 120 Millionen Euro generiere, die damit sieben Mal höher sei als jene des Tourismus.
Wertschöpfung – alle Zahlen nennen, bitte
120 Millionen direkte und 60 Millionen an Einkommenseffekten lassen den Studienpräsentator Christian Helmenstein die Universität Salzburg als „Hidden Champion“ bezeichnen. So weit, so gut. Doch kritische Geister wie ich meinen, dass der Vergleich hinkt, wenn man bedenkt, dass die Universität Salzburg laut Universitätsbericht 2014 (schlagen Sie Seite 54 auf) für die LV-Periode 2013-2015 immerhin ein Globalbudget von fast 340 Millionen Euro vom Bund budgetiert bekam (Bauvorhaben exklusive). Ach ja, und dann gibt es noch den schönen Rechnungshofbericht aus dem Jahr 2016, wo die Finanzverwaltung der Universitäten Graz und Salzburg unter die Lupe genommen wurde (nachzulesen hier).
Die Stadt Salzburg (und ich vermute, der Vergleich von Herrn Helmenstein bezieht sich Wertschöpfungs-technisch gesehen auf die Stadt Salzburg) verzeichnet pro Jahr in etwa 1,5 Millionen Ankünfte, dazu kommen – einer älteren Erhebung zufolge – pro Jahr etwa 5,5 Millionen Tagesgäste. Nachzulesen in einer Nachlese zum Tourismusjahr 2015, wo es auch heißt: „Der Gesamt-Tourismus-Umsatz in der Stadt Salzburg beträgt rund € 800.000.000. Der Anteil des Tourismus am lokalen Bruttosozialprodukt liegt einer Schätzung nach bei rund 20%. Über 8.000 Arbeitsplätzen werden durch den Tourismus in der Stadt gesichert.“
Es mag sein, dass bei korrekter volkswirtschaftlicher Betrachtung:
- Direkte Wertschöpfung =
- direkt mit den Touristen erzielter Umsatz
- abzüglich der Vorleistungen und Investitionen, die benötigt werden, um die entsprechenden Güter oder Dienstleistungen zu produzieren
für die Universität Salzburg ein höherer Wert herauskommt als für den Tourismus der Stadt Salzburg. ABER: Während die Universität Salzburg für die Vorleistungen und Investitionen (neben Studiengebühren und Drittmitteln) vor allem staatliche Finanzierung aus Steuermitteln in Anspruch nimmt, fließen die Vorleistungen und Investitionen des Tourismus zum überwiegenden Teil in die lokale und regionale Wirtschaft.
Hab ich etwas falsch verstanden? Kann sein, dass die Medienkommunikation Wesentliches dazu ausgelassen hat. Dann umso mehr: alle Zahlen nennen, bitte!
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