18. Oktober 2009 | 23:24 | Kategorie:
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Hawai – Inselparadies in Turbulenzen

Eine Meldung über eine Konkurswelle in der Hotellerie des Inselstaates Hawaii macht die Nachwirkungen der Wirtschaftskrise auf den Tourismus des Landes deutlich.

Stellt man einen Vergleich mit der heimischen Hotellerie an, so fällt zuallererst auf, dass die Unternehmen Hawaiis vom Standpunkt der Fremdkapitalbelastung mit EUR 15.600/Zimmer sogar wesentliche bessere Voraussetzungen aufweisen als die heimische Hotellerie. Dem gegenüber hat Österreichs Hotellerie eine Fremdkapitallast pro Zimmer von EUR 64.000 (Kategorie 4 bzw. 5 Sterne) oder EUR 38.000 (Kategorie 3 Sterne) zu tragen. Damit sind die finanziellen Voraussetzungen eigentlich wesentlich schlechter als für die pazifischen Kollegen.

Die Krise hat sich im Inselparadies allerdings schwerwiegender ausgewirkt als bei uns: Die Zimmerpreise sind um 25 % eingebrochen und die Nächtigungen sind um 16 % zurückgegangen. Das hat natürlich extreme Umsatz- und Ertragseinbrüche und bald darauf Zahlungsprobleme zur Folge.

Die Ursache dafür liegt in der extremen Abhängigkeit von nur zwei Herkunfts­märkten: dem US-amerikanischen, der von der Krise massiv betroffen ist und dem japanischen, der gerade dabei ist die Vorzüge und die günstigen Preise der nahen asiatischen Reiseziele zu entdecken. Dazu kommt, dass durch den Wegfall von Nachfrage auch Airlines ihr Streckennetz bereinigt haben und in der Folge Fluganbindungen gestrichen wurden, was der Erreichbarkeit weiter abträglich war.

Im Vergleich dazu hat Österreich den Vorteil bei weitem nicht so sehr von der Verfügbarkeit von Flugverbindungen abhängig zu sein. Für Gäste aus den Hauptherkunftsgebieten ist nach wie vor eine Anreise mit PKW oder Zug üblich und machbar. Obwohl auch der heimische Tourismus eine große Abhängigkeit von wenigen Herkunftsländern aufweist – allein Deutschland die wichtigste Herkunftsnation ist für fast 40 % der Nächtigungen verantwortlich und 92 % der Nächtigungen kommen aus der EU – waren die Beeinträchtigungen bisher noch überschaubar. Bisher hat sich die Witterung mehr noch als die wirtschaftlichen Rahmen­bedingungen auf die Buchungs­freudigkeit ausgewirkt und so ist hoffen: Wenn die Berge auch im heurigen Winter wieder die gewohnte Schneelage aufweisen, wird das Jahr 2009 nur zu einer kleinen Delle im gewohnten Bild der Nächtigungsentwicklung führen.

19. Oktober 2009, 15:41

Aus der kleinen Delle könnte doch ein größerer Blechschaden werden.

In den vergangenen Jahren kannten die Gästeankünfte in österreichischen Hotels nur eine Richtung: aufwärts. 2007 und 2008 nahmen die Ankünfte in Österreich sogar stärker zu als in den meisten anderen EU-Mitgliedsstaaten. Die Sommersaison 2009 von Mai bis August ist punkto Ankünfte/Nächtigungen bis dato sehr gut verlaufen und liegt nur um 1,8 % hinter dem Rekordjahr 2008 (Nächtigungen). Spätestens mit dem Start in die Sommersaison haben die Krise und das geänderte Konsumverhalten die Hotellerie mit den Umsatzeinbrüchen vollends erfasst. Einzelne Vertriebskanäle wie z.B. der Hotel Price Index von hotels.com zeigen einen Preisverfall von bis zu 23 % bundesweit. Die Gesamtlogisergebnisse gingen um ca. 12 % in der 4/5 Sterne Hotellerie zurück. Gleichzeitig sank die Auslastung in der 4- und 5-Sterne-Hotellerie in Wien aufgrund des Zimmerkapazitätszuwachses – von 67 % im Sommer 2008 auf 60 % im heurigen Sommer.

Hohe Investitionstätigkeit

Das Anlagevermögen und das Fremdkapital pro Bett haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Es wurde in diesen Jahren mehr investiert als abgeschrieben und weniger Fremdkapital amortisiert. Die heimische Hotellerie sollte in Zukunft höhere EBITDAs generieren, um die Schulden und Zinsen bedienen zu können. Bei sich verschlechternden wirtschaftlichen Rahmenbedngungen wird das im Durchschnitt ohnedis knappe Ergebnis zusätzlich mit steigenden Zinsen bzw. zusätzlichen Finanzierungsgebühren unter Druck kommen.

Entwicklung im internationalen Vergleich

Die EGT-Entwicklung zwischen 2000 und 2008 zeigt, dass die Österreichische Hotellerie einen starken Rückgang verzeichnet, während der EGT in Südtirol stark gestiegen ist und das Niveau sogar der Schweizer Hotellerie erreicht hat. Dies bedeutet, dass die österreichische Hotellerie sich schwer tun wird, die notwendigen Ersatzinvestitionen vorzunehmen.

Die wirtschaftliche Stabilität einiger Unternehmen wird heuer und 2010 auf eine harte Probe gestellt. Aber Österreich ist noch nicht Hawai!

20. Oktober 2009, 18:52

Österreich ist nicht Hawaii! Aber was ich da kürzlich in einem Vorort von Payerbach (NÖ) gesehen habe, lässt schon erahnen, was da auf uns zu kommt!: http://www.youtube.com/watch?v=s18rPewjjfY

13. Januar 2011, 17:08

Fast so schön wie eine Reise nach Hawaii: http://www.postkarte-aus-hawaii.de 🙂

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