Streit um Wegehaltung
Es war nur eine Frage der Zeit: irgendwann, das war klar, musste den Alpin- und Naturschutzvereinen das Geld ausgehen. Die Erhaltung zahlreicher hochalpiner Wege und Steige in Österreich ist damit mehr als gefährdet. Nun erhitzt ein Streit zwischen der Gemeinde Kaprun und den Naturfreunden die Gemüter. Wer soll haften? Wer bezahlen? Den Naturfreunden fehlt das Geld, der Gemeinde Kaprun wohl auch. Österreich wirbt wieder intensiv mit dem Thema Wandern, die Österreich Werbung setzt eine eigene Strategie dahinter. Wer immer über die Zukunft des Tourismus in Österreich nachdenkt – wir sollten die Rechnung nicht ohne den Wirt machen. Wenn das Geld für die Basis-Infrastrukturen fehlt, haben wir ein Problem…
Die Problematik der Erhaltung und Finanzierung des alpinen Wanderwegenetzes hat sich in der Tat schon seit längerem abgezeichnet. Sie wird jetzt noch verstärkt durch das zunehmende Auftauen des Permafrosts in hohen Lagen, was zur Beschädigung oder gar zum Verfall von Wegstrecken führt, die seit Jahrzehnten begangen wurden. Engagierte Gemeinden und Tourismusorganisationen werden hier Lösungen finden, um eine der zentralen Infrastruktureinrichtungen im alpinen Tourismus, nämlich das Wanderwegenetz zu sichern und den modernen Bedürfnissen anzupassen. Es muss ja auch nicht alles, was einmal gebaut wurde, erhalten werden. Denn schlussendlich sollte nicht die Länge des Wanderwegenetzes in Kilometern im Vordergrund stehen, sondern dessen Attraktivität. Der Tourismusverband Ötztal fährt hier einen interessanten Kurs: In Kooperation mit dem deutschen Alpenverein wird das Höhenwegenetz den heutigen Anforderungen entsprechend optimiert, wobei der DAV Budgetmittel zur Verfügung stellt und ortskundige Bauhofmitarbeiter des Tourismusverbandes die Arbeiten am Berg erledigen. Damit ist beiden Organisationen und ihren Zielgruppen in hohem Maße gedient.
Als wir den 104 km langen Weitwanderweg „alpannonia – grenzenlos wandern“ (Semmering bis Güns in Ungarn)entwickelten, standen wir vor dem gleichen Problem – wer wird die Beschilderung und Markierung erhalten? Im Burgenland gibt es dazu einen Verein der Gemeinden, der sich zur Erhaltung und Pflege der Infrastruktur (Erlebnisstationen, Markierung, Beschilderung, Ausmähen..) verpflichtet. Über den tüchtigen Obmann konnte ein „Sozial Ökonomischer Betrieb“ mit dem AMS entwickelt werden, welcher zu günstigsten Konditionen die Wegerhaltung und Pflege übernimmt. Die Kosten werden von den Gemeinden enlang von alpannonia – http://www.alpannonia.at übernommen. Dadurch ist eine optimale Infrastruktur gegeben, vor allem in Zeiten des Genusswanderns, wo kaum noch Wandergäste eine Wandekarte richtig lesen können. Was die Haftung betrifft – hier gibt es einen Vertrag den das Land Burgenland für Reit- Wander- und Mountainbikewege mit einer Versicherungsgesellschaft entwickelt hat. Die Grunbesitzer willigen schriftlich in die Wegenutzung ein, dafür sorgt der Tourismusregionalverband gemeinsam mit der Landestourismusorganisation über den Landesvertrag für die Haftung.
Generell ist die finanzielle Unterhaltung von Wanderwegen ein leidiges Thema. Trotzdem halte ich es für wichtig solche Infrastrukturen zu pflegen. Gerade aus Turistischem Blickwinkel. Wandern boomt wieder, genau wie Naturfreundehäuser. Im Teutoburger Wald, nähe Bilefeld gibt es das NFH-Teutoburg, direkt am Herrmannsweg, das Haus lebt quasi von diesem Wanderweg!
Wenn die Touristiker clever sind, nutzen sie das ehrenamtliche Engagement der alpinen Vereine und sorgen dafür, dass die Politik wenigstens das fehlende Geld beisteuert. Kärnten hat da was vorgelegt.Ähnliche Modelle wie im Ötztal gibt es auch im Stubai und im Nationalpark in Osttirol.
Die Haftungsproblematik ist leider nicht so easy mit einer Versicherung erledigt.
Aus meiner Sicht liegt das größere Problem darin, dass viele Touristiker die Wege in ihrem Gebiet nicht einmal kennen. Ich wüsste keine andere Branche, in der Unternehmer von ihrem Produkt so wenig Ahnung haben – wie sollen sie es kompetent entwickeln und verkaufen?
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