3. April 2016 | 18:03 | Kategorie:
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Skigebietsverbindungen

Kürzlich fand in Saalfelden die Tagung BERGUMWELT statt. Die Veranstaltung, für welche die Universität für Bodenkultur Wien verantwortlich zeichnete, war dem Thema Skigebietszusammenschlüsse gewidmet. Einige Erkenntnisse aus dem spannenden Themenreigen seien hier festgehalten.

Ungebremster Zug zur Größe

Der Weg führt nach wie vor in Richtung große Skigebiete, die heute und wohl auch in Zukunft primär durch die seilbahntechnische Verbindung bereits bestehender Skigebiete zustande kommen. Die Beweggründe dafür sind vielschichtig. Dazu zählen einmal die Überlegungen der Gäste bei der Wahl des Skigebiets, wo Größe, Schneesicherheit und Pistenqualität an vorderster Stelle stehen. Diese Motive sind eingebettet in die Welt der Superlative wie größtes, höchstes, schneesicherstes usw. Ein weiterer maßgeblicher Faktor ist der Wettbewerb zwischen den Skigebietsbetreibern, die sich gegenseitig Druck machen und dabei mit der tatkräftigen und innovativen Unterstützung der Seilbahnbauer rechnen dürfen.

Diese Entwicklung ist nicht allein auf Österreich beschränkt, sie ist alpen- und weltweit zu beobachten. Hinsichtlich der Größe eines einzelnen zusammenhängenden Skigebiets, gemessen an der Pistenlänge, steht Frankreich mit 600 km an der Spitze, die Schweiz kommt mit Hilfe einer Grenzüberschreitung nach Frankreich auf 412 km, die Nordamerikaner bringen es auf 290 und die Österreicher aktuell auf 284 Pistenkilometer. Dabei soll es aber nicht bleiben: Im Westen Österreichs bestehen Pläne für ein zusammenhängendes Skigebiet mit insgesamt 500 Pistenkilometern.

Was die Wahrnehmung seitens der Gäste betrifft, so scheinen 100 Pistenkilometer ein magischer Wert zu sein, ab dem ein Skigebiet als groß betrachtet wird (eine Zahl, die sich übrigens auch in den Argumentationen von Promotoren für Skigebietszusammenschlüsse wiederfindet).

Natürlich ziehen mit der Größe eines Skigebiets die Ticketpreise an, wobei in Österreich im vergangenen Winter die Kossten für eine Tageskarte vereinzelt auf über € 50,– geklettert sind. Andererseits zeigen kleine Skigebiete, dass sie durchaus nachgefragt werden und auch höhere Preise erzielen können, sofern sie gut gepflegte Pisten anbieten, die Schneesicherheit gegeben ist, die Servicequalität passt, die Skigebietsgastronomie ein ansprechendes Niveau aufweist und die Erlebniskomponente nicht zu kurz kommt.

Angesichts dieser Perspektiven ist die eine oder andere kritische Frage durchaus angebracht, insbesondere etwa angesichts der Tatsache, dass der Skimarkt weltweit stagniert. So konnte z.B. in Österreich in den letzten zehn Jahren bei jährlich einer halben Milliarde Euro Investitionen in die Skigebiete die Zahl der Ersteintritte von rund 50 Millionen pro Saison zwar gehalten aber nicht erhöht werden.

Beobachtungen und Erfahrungen

Dass Skigebietsverbindungen prinzipiell erfolgreich agieren (Besucherzahlen im Skigebiet, Nächtigungszahlen in der Beherbergung etc.) liegt auf der Hand. Dafür gibt es zahlreiche Beispiele, auch wenn der eine oder andere Ausreißer ins Negative dabei sein mag. Dank des internen Wettbewerbs in zusammengeschlossenen Skigebieten, die von mehreren eigenständigen Gesellschaften betrieben werden, ist auch eine rasche Steigerung der Qualität zu registrieren, sei es bei den Anlagen, in der Gastronomie oder bei den Zusatzeinrichtungen.

Was die Zunahme der Zahl der Gäste in größenmäßig weiterentwickelten Skigebieten angeht, so wird davon ausgegangen, dass diese in nicht unbeträchtlichem Maße durch den „Haifischbeckeneffekt“ erfolgt, wonach die Großen die Kleinen fressen, die Skiläufer also von den kleineren in die größeren Skigebiete abwandern. Aber auch ein anderer Effekt dürfte zum Halten der Zahl der Winter-Ersteintritte in Österreich beitragen: Betrachtet man nämlich die Entwicklungen in der Schweiz seit der der Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro, so haben dort die Skigebiete trotz betrieblicher Fusionen und trotz neuer Skigebietsverbindungen dramatische Nachfrageverluste zu verzeichnen, die naturgemäß den Nachbarländern, darunter auch Österreich, zugutekommen.

In zunehmendem Maße sind Seilbahnunternehmen bestrebt, die hohen Investitionen, die sicher auch in Zukunft getätigt werden, wo immer möglich so anzulegen, dass sie auch im Sommer genutzt werden können. Damit wird dort, wo dies machbar ist und einen Sinn ergibt, der Sommertourismus belebt und es werden ganzjährige Arbeitsplätze bereitgestellt. Das gilt allerdings weniger für Anlagen an den unmittelbaren Nahtstellen von Skigebietsverbindungen, da diese in der Regel hoch gelegen und peripher zu den sonstigen zentralen freizeittouristischen Infrastruktureinrichtungen der Bergbahnen situiert sind.

Einige Herausforderungen

Skigebietsverbindungen und damit Großraumskigebiete sind natürlich mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert. Hier einige Aspekte:

Die bereits hohen Ansprüche der Gäste werden parallel zum quantitativen und qualitativen Ausbau der Skigebiete weiter angekurbelt. Die Gäste erwarten, dass auch in der Vor- und Nachsaison und ungeachtet der natürlichen Rahmenbedingungen das gesamte Skigebiet, jedenfalls aber ein möglichst großer Teil davon zur Verfügung steht. Da können, wie der zu Ende gehende Winter gezeigt hat, neuralgische Punkte in Verbindungsbereichen die Skigebietsbetreiber ganz schön ins Schwitzen bringen.

Der abnehmenden Grenznutzen für den Gast, mit dem bei immer mehr Pistenkilometern und Liften pro Skigebiet gerechnet werden muss, führt dazu, dass in der Preisdurchsetzung Barrieren entstehen, der Gast also nicht mehr bereit ist, den für den Skigebietsbetreiber eigentlich erforderlichen Preis zu bezahlen.

Konflikte mit dem Natur-/Umweltschutz sind vielfach vorprogrammiert. Erfahrungen zeigen allerdings, dass der intensive – und wertschätzende – Diskurs zwischen Natur-/Umweltschutz einerseits und den Promotoren von Skigebietsverbindungen andererseits wesentlich ausgereiftere Projekte zur Folge haben kann.

Und da ist schlussendlich die zentrale Frage der Kommunikation nach innen und nach außen! Es gilt in der Projektkommunikation das Was, das Wie, das Wer, das Wann und das Wo zu beachten. Es gilt, die Kritiker auf die richtige Art und Weise abzuholen und es ist klar zu definieren, welche Schritte vor dem Start der Medienarbeit erledigt werden müssen. Denn es gibt hinreichend Beispiele, seien es Skigebietsverbindungen oder sonstige Skigebietsprojekte, wo aufgrund von Kommunikationsmängeln und einer Öffentlichkeitsarbeit nach dem reinen PR-Ansatz die Sache überaus mühsam geworden oder überhaupt in die Hose gegangen ist.

3. April 2016, 23:07

Natürlich ist in höchstem Maß zu hinterfragen ob die schieren Pisten-km als hauptsächlicher Maßstab für ein Skigebiet überhaupt tauglich sind. Es gibt sie natürlich die km-fressenden Schneesportler aber zunehmend mehr auch diejenigen, die es weg zieht vom Pistenrummel und lieber einsame Touren bevorzugen, bzw. die Zeit auf der Hütte oder einer sonnigen Terrasse ebenso in Betracht ziehen wie ein gut familientaugliches Skigebiet. Also bitte keine Verzweiflung aufkommen lassen, wenn es mit den 200 Pistenkilometern nicht klappt und dafür überlegen, wie man seine eigenen Stärken ins Spiel bringen kann.

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