Symbiose von Natur und Technik
Die Entwicklung des Tourismus im Alpenraum gleicht vielfach einer Gratwanderung zwischen Bewahren und Erschließen, zwischen Schützen und Nützen, zwischen Natur und Technik. Die Natur ist ein hohes Gut, das es aus guten Gründen langfristig zu bewahren gilt. Für die touristische Nutzung müssen Landschaft und Natur jedoch zugänglich gemacht werden, weshalb Erschließungen auch am Beginn der Entwicklung des alpinen Tourismus stehen: Das gilt für den Wege- und Hüttenbau der alpinen Vereine im 19. Jahrhundert, das gilt für den Bau von Bergbahnen und Schigebieten im 20. Jahrhundert und das gilt auch für die Inszenierung von Landschaft und Natur, die heute in zunehmendem Maße Platz greift.
Über das Zusammenspiel bzw. die Gegensätzlichkeit von Natur und Technik gibt es verschiedene Ansichten und die Meinungen klaffen oft weit auseinander. Interessant erscheint in diesem Zusammenhang der Weg, den die Osttiroler Gemeinde Kals am Großglockner wählt und wo es gilt, den Nationalpark Hohe Tauern, der zwei Drittel des Gemeindegebietes umfasst, und das großzügig erweiterte Schigebiet des Großglockner Resort Kals-Matrei in einer stimmigen und nachhaltigen touristischen Entwicklung zusammenzuführen. Ziel ist ein harmonisches Miteinander von Natur und Technik und damit eine Entwicklung, in der ökologische, soziale und wirtschaftliche Erfordernisse gleichermaßen Beachtung finden.
Dazu haben engagierte Kalserinnen und Kalser die Positionierung des Ortes neu überdacht und sie haben ihre Entwicklungsleitlinien mit dem Nationalpark Hohe Tauern, dem Österreichischen Alpenverein, der Landesumweltanwaltschaft Tirol, dem Tourismusverband, den Bergbahnen und der Gemeinde abgestimmt.
Kalserinnen und Kalser sind sich einig, dass das Glocknerdorf ein Gesamtprodukt werden soll, das Natur und Technik auf erlebnisreiche Weise und zum beiderseitigen Nutzen verbindet und dessen Erfolg auf den drei Säulen Großglockner, Nationalpark Hohe Tauern und Schigebiet Großglockner Resort beruht. Die Leitlinien bilden den Rahmen, der in Zukunft hilft, erwünschte Entwicklungen zu fördern und unerwünschte zu vermeiden. Eine interessante Initiative in einem Ort, dem sich nach einer langen wirtschaftlichen Durststrecke nun neue Möglichkeiten bieten. Um diese Chancen zu nützen, reichen Konzepte und guter Wille allein aber nicht aus. Es geht auch darum, die Menschen vor Ort zu befähigen, mit dieser Herausforderung in geeigneter Weise umzugehen. Denn die Symbiose von Natur und Technik muss glaubwürdig gelebt werden und sie muss in der Unternehmensphilosophie der Betriebe, in der Produkt- und Angebotsentwicklung und in der Marktkommunikation ihren konkreten Niederschlag finden.
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